Die Hintergründe eines Schüler-Selbstmordes — ein 16-Jähriger wurde von einer Lok überfahren – bringen nun auch die Schulleitung unter Druck.
In der 4B der Hauptschule 1 in Mattighofen herrscht tiefe Bestürzung. Die Schüler trauern um ihren Klassenkameraden Dean K. Der 16-Jährige hat sich das Leben genommen, weil er vom Unterricht suspendiert wurde. Der Hintergrund des Rauswurfs, der zur Verzweiflungstat geführt hatte: Dean soll an der Schule gedealt haben.
Aufsichtspflicht
Mittwochvormittag wurde der Schüler zur
Direktorin Renate Rachinger zitiert, weil sie Wind von Deans Machenschaften
bekommen hatte. Im Beisein des Bezirksschulinspektors Johann Zillner schickt
die Pädagogin den 16-Jährigen für immer nach Hause, ohne die Angehörigen des
Burschen darüber zu unterrichten (oder sie zu erreichen). Ein Vorgehen, das
die Direktorin noch verantworten wird müssen. Denn die Schule ist während
der gesamten Unterrichtszeit zur Aufsicht verpflichtet.
Verzweiflungstat
Nach dem Rausschmiss schnappte sich Dean das
Fahrrad eines Freundes und strampelte zu einem Bahngleis. Bei Kilometer 19,1
zwischen Braunau und Mattighofen fasste der Teenager dann seinen endgültigen
Entschluss – und schrieb einen Abschiedsbrief, in dem er auch das Dealen
eingesteht, um seine sozial schwache Familie zu unterstützen (sein richtiger
Vater tauchte vor Jahren unter, die Mutter liegt auf einer Alko-Klinik). Um
13.26 Uhr warf sich Dean vor einen Regionalzug.
Ermittlungen
Zum Freitod des Schülers laufen in der Zwischenzeit
intensive Polizei-Ermittlungen. „Wir untersuchen primär das
Suchtmittel-Dealen. Da gibt es sicher Hintermänner und Konsumenten. Das
Vorgehen der Schule ist sicher auch ein Prüfungsgegenstand“, erklärt der
oberösterreichische Sicherheitsdirektor Alois Lißl, räumt aber ein: „Meines
Wissens konnte der Stiefvater des Burschen nicht erreicht werden. Aber
aufgrund der Vermutung, dass der Schüler offensichtlich gedealt hat, war
eine Anwesenheit in der Klasse nicht mehr tolerierbar.“
Die Schulleiterin und der Bezirksschulinspektor wollten sich zu dem tragischen Fall nicht äußern. „Ich habe keinen Kommentar abzugeben und verweise auf meine vorgesetzte Behörde“, so die knappe Auskunft der Hauptschuldirektorin.