In Wels soll niemand ausgegrenzt werden, sondern durch Sprache und Arbeit in das soziale Leben integriert werden.
Wels. Der Segregationsbericht, den der österreichische Integrationsfonds hat im heurigen April veröffentlichte, war auch für die Stadt Wels ausschlaggebend, einmal genauer hinzusehen. Das Ziel des Berichtes war, einen umfassenden Überblick über Zuwanderungsgruppen zu geben und Signalindikatoren in den Bereichen Demografie, Sozioökonomie, Bildung, Familie und Kriminalität zu erhalten.
„Wels hat sehr früh begonnen, Integration als Verpflichtung zu sehen. Mit unserem Modell ‚Ohne Deutsch keine Wohnung‘ waren wir Vorreiter für verpflichtende Integrationsschritte. Dieses Erfolgsmodell sollte nunmehr in Zusammenarbeit mit dem Bund und dem Land fortgesetzt werden“, sagt Bürgermeister Andreas Rabl. In Wels gehen derzeit 66,3 Prozent aller im Ausland Geborenen einer Erwerbstätigkeit nach. 15,1 Prozent sind arbeitslos. Auffällig hoch ist die Jugendarbeitslosigkeit, sie liegt bei Einwandererkindern bei 28 Prozent. Der Fokus in Wels liegt in der Sprache. Denn: Ohne Deutsch keine Integration.
57 Prozent der Schüler sprechen nicht Deutsch
Im Jahr 2020 lag der Anteil der Personen mit maximal Pflichtschulabschluss bei den in Österreich Geborenen bei 24,7 Prozent, bei Personen aus der EU bei 48,7 Prozent, bei Personen aus sonstigen Drittstaaten bei 62,2 Prozent und bei Personen aus Fluchtherkunftsländern bei 73 Prozent. Damit liegt Wels bei den im Ausland geborenen Personen mit maximal Pflichtschulabschluss mit 50,9 Prozent weit über dem Österreichschnitt mit 39,8 Prozent.
Das macht sich auch in der Sprache am Schulhof bemerkbar: Im Schuljahr 2019/2020 hatten in Wels 57 Prozent der Schüler eine andere Umgangssprache als Deutsch. Das ist im Vergleich zu Österreich (26,4 Prozent) und Oberösterreich (22,5 Prozent) ein sehr hoher Anteil. 30 Prozent der Schüler in Wels verwenden im Alltag primär Bosnisch/Kroatisch/Serbisch oder Türkisch, während 27 Prozent bereits eine andere Fremdsprache benützen.
Der Großteil der Schüler mit Türkisch oder Bosnisch/Kroatisch/Serbisch als erster Umgangssprache wurde bereits in Österreich geboren. Selbst unter den in Österreich geborenen Schülern ist die erste Umgangssprache zu 50 Prozent eine andere als Deutsch. Diese Zahlen bestätigen auch die Daten aus den Kindergärten in Wels: 51 Prozent der Kindergartenkinder sprechen zu Hause eine andere Sprache als Deutsch. In den städtischen Kindergärten haben von 1.334 Kindern 72 Prozent Sprachförderbedarf in der deutschen Sprache.
Besonders problematisch ist, dass trotz der mangelhaften Deutschkenntnisse nur ein ganz geringer Prozentsatz der jeweiligen Volksgruppe die von Wels angebotenen Deutschkurse besucht.
Maßnahmen zur besseren Integration
Um die Integration und vor allem die Sprachkenntnisse besser anzupassen, werden schon im Kindergarten Deutschförderkurse angeboten, ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr hilft beim Erlernen der Sprache enorm. Zudem soll ein besserer Austausch zwischen Kindergarten und Schule stattfinden und auch Deutschförderung in Horten und in den Nachmittagsbetreuungen angeboten werden. Für Jugendliche mit Sprachdefiziten sollen Lehrwerkstätten eingerichtet werden, außerdem möchte die Stadt Asylwerber für gemeinnützige Hilfsarbeiten im kommunalen Bereich einsetzen.