OP-Pfusch

Patient vergibt seinem Pannen-Arzt

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Falsche Niere entfernt – er lässt sich vom selben Arzt ein 2. Mal operieren. 

Aufregung im Landeskrankenhaus Klagenfurt (LKH): Wie berichtet, verwechselte ein Oberarzt die Nieren eines 59-jährigen Krebspatienten. Er entfernte statt des von einem Tumor befallenen Organs die gesunde Niere. Wie es dazu kam, kann Urologie-Chef Klaus Jeschke weiter nicht erklären.

Vertrauensvoll
Das Wunder: Anstatt ihn zu klagen, verzeiht der Patient aus dem Kärntner Mölltal dem Oberarzt seinen Kunstfehler, hat sich nicht einmal einen Anwalt genommen – und lässt sich von ihm sogar ein zweites Mal operieren. Diesmal soll die kranke Niere behandelt und nicht rausgeschnitten werden. Das bestätigte der Medizinische Direktor Bernd Stöckl gegenüber ÖSTERREICH: "Der Patient wird sich wieder dem Arzt anvertrauen.“

"Eigentlich ein exzellenter Chirurg"
Auch der Dienstgeber des Oberarztes, das LKH Klagenfurt, steht voll hinter ihm, weil er "eigentlich ein exzellenter Chirurg“ ist, erklärt Stöckl. Der Oberarzt ist jetzt auf Urlaub. Er wird psychologisch betreut, muss sich von seinem Schock erholen. Sobald der Arzt psychisch wieder stabil ist, wird er die Operation fortsetzen. Gelingt es ihm, die zweite Niere zu retten (auf der ein sechs Zentimeter großer Tumor entdeckt wurde), kann der Patient mit der vom Krebs befreiten Niere weiterleben. Geht die OP schief, ist der Patient auf eine Spenderniere angewiesen. Bis er ein Organ hat, muss er sich dreimal pro Woche einer Dialyse unterziehen –eine langwierige Behandlung stünde dem Mann bevor.

Patient hat keine Klage gegen Oberarzt eingereicht
Auch der 59-jährige Patient muss psychologisch betreut werden. "Ansonsten geht es ihm so weit gut“, so Stöckl. Inzwischen hat sich der Staatsanwalt der Causa angenommen, ein Verfahren wurde eingeleitet. Obwohl der Patient keine Klage einreichte, hätte er Anrecht auf eine Entschädigung, wie Patientenanwalt Erwin Kalbhenn bestätigt. In welcher Höhe, könne man aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzen: "Langzeitfolgen sind ja jetzt noch nicht abschätzbar.“

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