OP-Fehler in Klagenfurt

Ärzte entfernen Mann gesunde Niere

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Dem 59-Jährigen sollte die krebskranke Niere entfernt werden. Ärzte verwechselten sie.

Einem 59-jährigen Patienten aus Oberkärnten ist am Dienstag bei einer Operation im Klinikum Klagenfurt am Wörthersee eine gesunde Niere entfernt worden. Wie der medizinische Direktor Bernd Stöckl und Abteilungsleiter der Urologie, Klaus Jeschke, am Donnerstag erklärten, leide der Patient an einem bösartigen Tumor an seiner linken Niere, entnommen wurde ihm jedoch die gesunde rechte.

Pathologe deckte Irrtum auf
Passiert ist der Irrtum bei einer vorausgeplanten Operation. Laut Jeschke war der Kunstfehler auch nicht durch Überlastung des Personals bedingt. Aufgedeckt wurde der Lapsus durch den Pathologen, der das vermeintlich kranke Organ untersuchte und feststellen musste, dass es sich um eine völlig gesunde Niere handelte.

Kriseninterventionsteam
Jetzt werden Operateur und Patient psychologisch von einem Kriseninterventionsteam betreut.

So verlief der Eingriff
Am 2. November wurde der Patient planmäßig operiert, nach Entdecken des Fehlers tags darauf war der Schock groß. Die Abteilung sei gut besetzt gewesen. Der Operateur sei ein erfahrener Chirurg, der vor dem Eingriff einen freien Tag gehabt habe, erklärte Klaus Jeschke. "Die derzeitige Situation ist uns nicht erklärlich, offensichtlich handelt es sich hier um menschliches Verschulden." Laut dem medizinischen Direktor Bernd Stöckl wurde die Staatsanwaltschaft (StA) bereits eingeschaltet.

Dass der Patient an einem Nierentumor leidet, wurde während einer Untersuchung der Lunge eher zufällig entdeckt, berichtete der Abteilungsleiter der Urologie. Der Tumor sei rund sechs Zentimeter groß, in so einem Fall werde im Allgemeinen die gesamte Niere entfernt. Auf die Frage, ob der Chirurg den Tumor nicht hätte sehen müssen, sagte Jeschke: "Die Niere wird von einer drei bis vier Zentimeter dicken Fettkapsel umgeben und beides wird bei solchen Tumoren zur Gänze herausgenommen. Wenn der Patient nur mehr eine Niere besitzt, wird das Fettgewebe abgelöst und man versucht, das Gewebe isoliert herauszunehmen."

Dreimal pro Woche zur Dialyse
Man werde nun versuchen, bei der kranken Niere in einem zweiten Eingriff nur den Tumor zu entfernen. Sollte dies nicht gelingen, wird man laut Jeschke die ganze Niere entfernen müssen. Das hieße, der Patient müsste rund dreimal pro Woche zur Dialyse.

Personalnotstand?

Auf die Frage, ob die derzeitigen Turbulenzen rund um die Kärntner Krankenanstalten-Betriebsgesellschaft (Kabeg) und der von den Ärzten beklagte Personalnotstand im Klinikum mit dem Behandlungsfehler in Zusammenhang stehen könnten, verneinte Jeschke.

 "Im Klinikum herrscht derzeit starke Betroffenheit und Anteilnahme gegenüber dem Patienten", so Stöckl. Man habe außerdem bereits alle offiziellen Schritte eingeleitet. Zu möglichen Schadenersatzklagen des Patienten meinte der Direktor: "Natürlich wird der Schaden ersetzt werden, sofern es möglich ist, so einen Schaden überhaupt gut zu machen." Körperlich gehe es dem Patienten den Umständen entsprechend gut, psychisch sei er tief erschüttert, wolle sich aber dennoch auch der zweiten Operation im Klinikum unterziehen.


 

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