Prozess in Salzburg

Dachdecker stieß mit SS-Dolch zu

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Der 29-Jährige steht wegen Wiederbetätigung und Körperverletzung vor Gericht.

Wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung und absichtlich schwerer Körperverletzung hat sich am Montag ein arbeitsloser Dachdecker (29) vor einem Salzburger Geschworenengericht verantworten müssen. Der Pinzgauer soll im Herbst 2009 vor Bekannten die Hand zum Hitlergruß erhoben und zudem angekündigt haben, er wolle eine Garage für Nazi-Treffen anmieten und Reichsführer werden. Dann habe er mit einem 22 Zentimeter langen SS-Dolch einen Kritiker schwer verletzt. Der Angeklagte bestritt nahezu alle Vorwürfe, er bekannte sich lediglich wegen "einfacher Körperverletzung" schuldig. Das Opfer belastete ihn jedoch schwer.

Hass auf Ausländer
Nach einem Fußballspiel im Pinzgau traf sich der bisher unbescholtene Mann am Abend des 12. Septembers mit Bekannten in der Wohnung eines Freundes. Dieser ist nach Angaben von Staatsanwalt Karl Rene Fürlinger in der "Neo-Naziszene verankert und vorbestraft". In der geselligen Runde floss reichlich Bier, "dann begann der Angeklagte über die Ausländer zu schimpfen", wie Fürlinger erklärte. "Zum Auftakt wurden die Nazis verherrlicht, dann CDs und DVDs mit Nazi-Hintergrund und -Musik vorgespielt."

Was dann passierte, schilderte das 24-jährige Opfer dem vorsitzenden Richter Manfred Seiss so: "Er hat einen Mappe mit Nazi-Sachen ausgepackt. Er hatte auch eine Fahne mit und ein T-Shirt mit Nazi-Zeichen. Als er den Hitlergruß machte und sagte, er möchte eine Garage anmieten und Reichsführer werden, sagte ich, dass er einen Vogel hat." Dann habe der Pinzgauer den SS-Dolch mit den Initialen "Meine Ehre heißt Treue", der am Tisch herumlag, herumgezeigt. "Ich sagte, er soll eine Ruhe geben mit dem Zeug, das ist schon 60 Jahre her. Da versuchte er, mir mit der rechten Hand in den Unterbauch zu stechen. Ich fasste mit der rechten Hand das Messer, weil ich Angst gehabt hab'. Er zog zurück und stach mir dann in die linke Hand."

Die Folgen waren schwerwiegend
Der Dolch durchtrennte Sehnen und Nerven von zwei Fingern. Nach einer Operation befand sich der Tapezierer vier Monate im Krankenstand. "Die Feinmotorik ist kaputt. Ich kann die Finger nicht mehr ausstrecken." Die Ärzte würden sogar eine Amputation überlegen. Der Angeklagte habe bisher keinen Schadenersatz geleistet, meinte der 24-Jährige und forderte 12.000 Euro an Schmerzensgeld.

Obwohl auch eine zweite Zeugin gehört hat, wie der Pinzgauer gerufen habe, er wolle Reichsführer werden, bestritt der Angeklagte die Wiederbetätigungsvorwürfe. "Ich habe nie Werbung für den Nationalsozialismus gemacht, ich verherrliche ihn nicht." Die Verletzung des Bekannten sei beim Zurückziehen des Dolches entstanden. "Wenn ich gewusst hätte, wie scharf er ist, hätte ich ihn nicht aus der Scheide gezogen." Das ganze sei aus "Dummheit und Alkohol" passiert, rechtfertigte sich der 29-Jährige. Sein Mandant habe die CDs und DVDs auch nicht eingelegt, erklärte Verteidiger Florian Phleps. Er sei nur bezüglich der schweren, nicht aber der absichtlichen Körperverletzung geständig. Der Prozess wurde vertagt - es wird ein medizinisches Gutachten zur Frage von Dauerfolgen eingeholt.

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