Tirol

Schuldspruch beendet Familienfehde

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Der Vater schlug mit einem Hammer auf den Freund der Tochter ein.

Der Prozess in Folge einer Familienfehde rund um eine nicht tolerierte Liebesbeziehung zwischen einer jungen Frau und einem 31 Jahre alten Mann am Landesgericht Innsbruck ist am Dienstag mit einem Schuldspruch zu Ende gegangen. Insgesamt hatten sich ein Türke und fünf türkischstämmige Österreicher unter anderem wegen schwerer Körperverletzung, Drohung und Nötigung verantworten müssen.

Fehde um verbotene Liebe
Der 46-jährige Vater der 19-Jährigen wurde schließlich als einziger wegen versuchter absichtlich schwerer Körperverletzung zu drei Monaten Freiheitsstrafe bedingt auf drei Jahre und 1.200 Euro Geldstrafe verurteilt. Die restlichen Angeklagten, darunter der Großvater und der damalige Freund des Mädchens, wurden freigesprochen, beziehungsweise hatte Staatsanwalt Hermann Hofer bereits zuvor einzelne Delikte ausgeschlossen. Das Urteil war vorerst nicht rechtskräftig, da sowohl der Staatsanwalt als auch der 46-Jährige keine Erklärung abgaben.

Verbale und körperliche Attacken
Ausgangspunkt sei die Beziehung des Mädchens zu dem 31-jährigen Drittangeklagten gewesen, die von ihrer Familie nicht gebilligt worden sei, betonte der Staatsanwalt im Eröffnungsplädoyer. Im Verlauf der mehrere Monate dauernden Auseinandersetzung seien die sechs Angeklagten "verbal und körperlich" aufeinander losgegangen. Dabei seien unter anderem ein Hammer und ein Schraubenschlüssel als Waffen eingesetzt worden.

Streit zwischen Freund und Großvater als Auslöser
Am 17. November 2009 soll es zu einem Disput zwischen dem Freund und dem 60-jährigen Großvater des Mädchens gekommen sein. Dabei soll der Großvater einen rund 30 Zentimeter langen "Franzosen" (verstellbarer Schraubenschlüssel, Anm.) gezogen und damit dem 31-Jährigen ins Gesicht geschlagen haben. Der 60-Jährige beteuerte in der Verhandlung seine Schuldlosigkeit und sagte, dass er seine von zu Hause ausgerissene Enkelin lediglich "zur Rede stellen" habe wollen. Er habe sich Sorgen gemacht, dass das Mädchen Drogen nehme. Mit dem Kontrahenten soll es lediglich zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sein, bei der ihm dieser damit gedroht habe, "seine Tankstelle anzuzünden".

Weitere Drohungen nach Beziehungsende
Der 31-Jährige schilderte den Vorfall naturgemäß anders. Das Mädchen habe ihn per Telefon um Hilfe gebeten. Als er dann zu der Szene hinzugekommen sei, habe der 60-Jährige unvermittelt den Schraubenschlüssel gezogen und auf ihn eingeschlagen. Er sei daraufhin ins Auto gestiegen und habe die Polizei alarmiert. Auch nachdem er die Beziehung bereits beendet habe, soll ihn die Familie immer wieder bedroht haben. Am 27. April dieses Jahres hätten ihn mehrere Mitglieder zur Rede gestellt. Dabei habe ihm der 46-Jährige mehrmals mit einem Hammer auf den Kopf geschlagen.

Richter: "Zeugen haben das Gericht angelogen"
In der heutigen Verhandlung habe es ein "großes Wirrwarr" an Beweisangaben und Aussagen gegeben, betonte Richter Melichar: "Daraus ist zu schließen, dass zahlreiche Zeugen das Gericht angelogen haben". Viele der unterschiedlichen Versionen würden einander widersprechen und zum Teil seien sie auch in sich widersprüchlich. Daher könne nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob am 17. November tatsächlich ein Schraubenschlüssel im Spiel gewesen sei. Aufgrund des Geständnisses des 46-Jährigen stehe lediglich fest, dass er dem Freund der Tochter auf den Kopf geschlagen habe. Mildernd sei neben dem Geständnis auch die bisherige Unbescholtenheit und die "aufgeheizte Situation" mit der Tochter zu werten gewesen.

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