Bis zu 200.000 Österreicher haben sich bisher mit der H1N1-Grippe infiziert. Trotzdem erweist sich der Impfstoff als totaler Ladenhüter.
Ein Impfzentrum in Wien-Landstraße, Mittwochnachmittag: Gerade einmal ein paar Impfwillige füllen ihr Anmeldeformular aus, zahlen die Impfgebühr von 4,90 Euro bei der Kassa ein und schreiten in Ruhe zur Schweinegrippe-Impfung. Nach ein paar Minuten ist alles erledigt. Von Hektik keine Spur.
Das große oe24-Special zur Schweinegrippe
Ansturm der ersten Tage vorbei, Impfzentren leer
Rückblick: Vor
einem Monat, am 9. November, startete die Schweinegrippe-Impfung. Die
Impfstellen wurden gestürmt, Patienten standen in Schlangen an und mussten
stundenlang warten. Vereinzelt ging der Impfstoff aus.
Parallel zur Entwicklung der Grippe (bis zu 200.000 sind oder waren krank, die Zahl der aktuell Kranken ist derzeit rückläufig) hat sich auch das Impfverhalten entwickelt. Denn der Ansturm der ersten Tage ist vorbei, die Österreicher sind Impfmuffel – das bestätigen nun auch offizielle Zahlen des Gesundheitsministeriums.
Schweinegrippe: 200.000 geimpft, Influenza: 1 Mio.
Seit 9.
November haben sich nur 200.000 Österreicher gegen die Schweinegrippe impfen
lassen – das sind 2,5 Prozent der Bevölkerung. Sektionschef Clemens Auer vom
Gesundheitsministerium: „Das ist sehr wenig.“. Zum Vergleich: Gegen die
Influenza lässt sich jährlich eine Million Österreicher, also fünf Mal so
viel, impfen.
Die geringe Bereitschaft zieht sich durch alle Bevölkerungsgruppen: Sowohl die Mehrheit der Chronisch Kranken (gesamt 600.000) als auch der Ärzte verweigert die Impfung – nur jeder siebente Arzt ist immunisiert.
Und: Auch die zweite Teilimpfung erweist sich als Flop. Laut Ministerium geht nur jeder Zweite zur Auffrischung. Auer: „Es ist klar bewiesen, dass nach einigen Wochen die Immunität wieder absinkt.“
600.000 Impfdosen lagern derzeit in ganz Österreich
Wegen
des geringen Interesses sehen sich die Behörden nun mit einer völlig neuen
Problematik konfrontiert: Ging es Ende des Sommers noch darum, so schnell
wie möglich Impfstoff zu bestellen und verfügbar zu machen, bleiben nun die
teuer eingekauften Celvapan-Packungen übrig.
In ganz Österreich lagern derzeit 600.000 Impfdosen – so wurde mit der Herstellerfirma Baxter vereinbart, alle neuen Lieferungen zu stoppen. Sollte Ende März Impfstoff übrig sein, gibt es ein Rückgaberecht. Experten warnen aber, dass der Gipfel der Grippewelle noch nicht erreicht ist. Allgemeinmediziner Michael Kunze: „Keiner weiß, ob und wann es zu einer zweiten Welle kommt.“