dayli-Boss

So lief der Millionen-Diebstahl

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Finanz und Kripo ermitteln in dayli-Geldkoffer-Causa.

Es hätte das Geschäft werden sollen, das die dayli-Kette rettete, doch es endete in einem Fiasko: Wie ­ÖSTERREICH berichtete, fuhr dayli-Boss Rudolf Haberleitner vergangenen Donnerstag nach Udine, um einen Investor an Land zu ziehen, der 25 Mio. Euro in die marode Drogerie-Kette pumpt.

Bereits zweimal soll Haberleitner laut Polizei den angeblichen finanzstarken Firmenchef aus Bergamo getroffen haben – in zwei Hotels in Mestre bei Venedig. Beim dritten Meeting in der American Bar eines Best Western-Hotels in Udine sollte Haberleitner mit einer Million in bar erscheinen.

„Hier waren bestimmt mehrere Profis am Werk“
Und der 68-Jährige erschien tatsächlich mit dem Geld in bar in einem Koffer (obwohl er so viel Geld gar nicht nach Italien einführen hätte dürfen). Vermittelt hatte den Deal ein Bekannter von Haberleitner, der jetzt auch mächtig Erklärungsbedarf hat.
Denn der „Investor“ raubte Haberleitner nicht nur die Million – obendrein war auch noch ein zweiter Koffer mit 500.000 Schweizer Franken, die möglicherweise Blüten sind, im Spiel.

Jetzt suchen die italienischen Ermittler gemeinsam mit den österreichischen Kollegen nicht nur den flüchtigen Betrüger – der sich mit der Identität eines Unternehmers getarnt hatte –, sondern auch den Tippgeber. Der ermittelnde Polizist Massimiliano Ortolan: „Es handelt sich bestimmt um einen Fall, in dem mehrere Profis am Werk waren.“

Zu klären gilt auch noch, woher das verschwundene Geld überhaupt stammt. Angezeigt wurde der Diebstahl laut italienischer Polizei vom Haberleitner. Er selbst hat gegenüber den Behörden diesbezüglich keine Antworten gemacht.
Zusätzlich zu den heiklen strafrechtlichen Ermittlungen muss sich das Opfer des Deals auch den Fragen der Finanzpolizei stellen.


Kripo-Ermittler Massimiliano Ortolan im Interview: "Finanverfahren wird sicher eingeleitet"


ÖSTERREICH: Herr Ortolan, wie ist der Stand der Ermittlungen derzeit?
Massimiliano Ortolan: Wir versuchen jetzt, den Betrüger zu identifizieren. Es gibt Videos der Überwachungskamera im Hotel, die werden jetzt ausgewertet. Außerdem laufen Ermittlungen wegen Geldwäsche. Wir wollen mehr über die Umstände des Deals herausfinden. Dazu haben wir die Hilfe der österreichischen Kollegen angefordert.

ÖSTERREICH:
Ist bekannt, wer den Deal eingefädelt hat?
Ortolan: Vermittelt haben soll ein Österreicher. Von ihm ist nur der Nachname bekannt. Wir versuchen, den Mann nun ausfindig zu machen. Es könnte durchaus sein, dass er etwas mit dem Rip-Deal zu tun hat.

ÖSTERREICH: Wird auch gegen Haberleitner ermittelt?
Ortolan: Wir führen Haberleitner bislang als Opfer des Betrugs. Allerdings ist zu klären, wie er die Million Euro nach Italien gebracht hat und wem die 500.000 Schweizer Franken – Fälschungen – gehören. Es wird sicher ein Verfahren der Finanzpolizei eingeleitet. Haberleitner wird auf unsere Bitte hin von den österreichischen Kollegen befragt.
Interview: R. Bernato


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