Der Polizei ging "Racer" ins Netz. Er konnte zuvor immer wieder fliehen.
Die steirische Polizei hat nach jahrelanger Ermittlungsarbeit vier mutmaßliche Autodiebe, die sich auf die Marke BMW spezialisiert hatten, ausgeforscht: Die "BMW-Bande" soll für mehr als 30 Diebstähle in der Südsteiermark sowie im Raum Graz verantwortlich sein. Die Täter seien dabei "höchst professionell" vorgegangen und leisteten sich mit dem Verkauf der Teile einen ausschweifenden Lebensstil.
Seit 2008 hatten die Ermittler einen ungewöhnlichen Anstieg bei Diebstählen von BMW-Fahrzeugen in der Grünen Mark festgestellt: Sie wurden entweder aus offenen Garagen oder Carports, aber auch auf Hotelparkplätzen gestohlen. Manchmal brachen die Täter auch in Wohnhäuser ein, um die originalen Autoschlüssel zu stehlen. Nach diesem "Homejacking" wurden die Autos als Ganzes in Nicht-EU-Länder verkauft, aufgebrochene Pkw wurden zerlegt, Einzelteile teilweise in Unfallfahrzeuge verbaut oder über Internetseiten verkauft.
Potpourri an Diebesgut
Seit 2012 liefen die Ermittlungen gegen eine vorerst unbekannte Tätergruppe, im Februar 2014 gelang die Festnahme von vier slowenischen Verdächtigen. Zwei sitzen wegen u.a. gewerbsmäßigen Diebstahls in Graz-Jakomini in Haft, zwei weitere wurden von den slowenischen Behörden auf freiem Fuß angezeigt. Bei Hausdurchsuchungen entdeckten Beamte rund 300 Kfz-Teile wie Motoren, Getriebe und Airbags. Weiters fanden die Ermittler drei gestohlene Motorräder und einen Anhänger.
650.000 Euro Schaden
Viele der Teile konnten seit Februar in monatelanger Kleinarbeit gestohlenen Autos zugeordnet werden. Die Täter sollen mit ihren Coups einen Schaden von rund 650.000 Euro verursacht haben. Der Grund für die Spezialisierung auf die Marke BMW sei laut Ermittler Manfred Resch bei einem vorangegangenen Einbruch zu suchen: Die Verdächtigen hatten in ein BMW-Autohaus eingebrochen und dort entsprechende Software gestohlen. Damit konnten sie zahlreiche Werkzeuge anfertigen, die nötig waren, um die elektronischen Sicherheitsvorkehrungen in den Fahrzeugen zu umgehen.
"Racer"
Unter den Verdächtigen befindet sich ein Mann, der den Spitznamen "Racer" trägt, da ihm mit gestohlenen Fahrzeugen mehrmals die Flucht vor der Polizei gelang. Auffällig sei auch das Fachwissen der Diebe gewesen: Sie konnten ein gestohlenes Auto innerhalb weniger Stunden zerlegen und verwerten. Dafür hatten sie entsprechende Werkstätten zur Verfügung. Teile, die sie nicht verwenden konnten, wurden in einem Stausee in Slowenien entsorgt.
Resch erklärte, dass die Verdächtigen bisher nicht geständig sind, weshalb auf das Sammeln von Beweisen besonders Augenmerk gelegt werden musste. Der Ermittler sagte auch, dass es noch weitere Täter gibt, die mit der Bande zusammengearbeitet haben: "Wir konnten einen Kassiber (eine Nachricht eines Häftlings, die nach draußen gehen sollte, Anm.) abfangen. Darin war die Rede von weiteren Komplizen." Diese seien aber bisher namentlich nicht bekannt.
Drogen-Labor
Durch die Festnahme konnte die Polizei auch noch Suchtmittel-Pläne der Verdächtigen durchkreuzen: Sie wollten offenbar in die Drogenproduktion einsteigen und hatten dazu bereits entsprechende Labor-Ausstattung und Vorläufersubstanzen besorgt.