Grotesk

Ein Prozess wie bei "Kottan"

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Prominenter Anwalt, seine Frau, ein Bankräuber und ein schweigsamer Zuhälter

Landesgericht Graz, Dienstag, 9.05 Uhr, Saal 201. „Dies ist eine außergewöhnliche Verhandlung“, stellte Staatsanwältin Christin Amschl fest. Und bald sollte sich zeigen: Die Anklägerin hatte weit untertrieben.

Bizarr
Wie im einstigen TV-Kultkrimi „Kottan“ allein schon die Besetzung der Anklagebank: Da saß der Wiener Topanwalt Werner Tomanek (45) neben seiner Frau Martina (45), beide unter dem Verdacht des schweren Betruges und der Anstiftung zur Brandstiftung in der eigenen Wohnung (Schaden: 290.000 Euro). Daneben der 40-jährige Zuhälter Thomas U., Spitzname „Versace“, der mit Frau Tomanek ein Pantscherl hatte und Komplize gewesen sein soll.

Geständnis
Schließlich der Steirer Christian L. (39) und der Bosnier Asim S. (46), die gleichsam nebenbei einen Bankraub, Einbrüche, Diebstähle und eine Nötigung gestanden. Was sie in jedem anderen Gerichtssaal zu Hauptdarstellern gemacht hätte. So aber sagte Richterin Michaela Lapanje: „Gut – und jetzt kommen wir zum Wesentlichen.“

Hörensagen
Gemeint war ein Brandanschlag auf die Wohnung der Tomaneks im Dezember 2008. Am Tatort fanden sich DNA-Spuren von Bankräuber Christian L. Und vor Gericht plaudert der, als habe er Sprechperlen geschluckt:

Ja, er war der Feuerteufel
Für den Anschlag habe er von „Versace“ Thomas U. 3.000 Euro bekommen, die angeblich Martina Tomanek bezahlt hat. Überdies glaube er, dass er letztlich im Auftrag der Opfer gehandelt hat, weil die das Versicherungsgeld brauchten.

Drohung
Alles nur Hörensagen und Vermutungen. Entsprechend die Spannung bei der Einvernahme von Thomas U. Doch der erklärte nur, dass er von seiner Frau lebe, die Prostituierte ist: „Sonst sage ich nichts – zumindest jetzt noch nicht.“ Der Nachsatz klang wie eine Drohung.

Überzeugend dann der Auftritt von Profi Tomanek, der alle Anschuldigungen empört zurückwies. Tatsächlich sind alle Dokumente des Advokaten verbrannt. Und am nächsten Tag hatte er Verhandlung, aber keinen Anzug. Ein Auftraggeber bringt in Sicherheit, was er braucht. „Versace“ habe ihn wohl „als Nebenbuhler gesehen und aus Hass gehandelt“.

Ehefrau Martina indes ließ sich von der Staatsanwältin provozieren. Als die auf Geldnöte (Pfändungen) anspielt, konterte die Angeklagte, sie besitze Schmuck um 200.000 Euro. Drauf der Gemahl im Hintergrund: „Aber der gehört mir, wie auch ihre Pelzmäntel.“

Der Prozess wird fortgesetzt. Auch „Kottan“ war eine Serie.

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