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Keine Rückkehr: Amoklauf-Schule bleibt geschlossen

Nach dem verheerenden Amoklauf am BORG Dreierschützengasse wird das Schulgebäude im kommenden Schuljahr geschlossen bleiben. 

Wie die Kleine Zeitung berichtet, ziehen Schüler und Lehrer vorerst in ein Ausweichquartier hinter der Listhalle um – ein Gebäude, das vom Unternehmen AVL angemietet wurde und mit einem elektronischen Zutrittssystem gesichert ist.

Am 10. Juni hatte ein 21-jähriger Ex-Schüler schwer bewaffnet die Schule gestürmt und neun Schülerinnen und Schüler sowie eine Lehrerin erschossen, bevor er sich auf der Schultoilette selbst das Leben nahm. Ganz Österreich war erschüttert – und die politischen wie schulischen Konsequenzen ließen nicht lange auf sich warten.

Umbauten und Sicherheitsdebatte

Bereits beschlossen ist eine umfassende Sanierung und Umgestaltung der Schule. Die zwei Klassenräume, in denen der Täter sein Blutbad anrichtete, sollen nicht mehr als Unterrichtsräume genutzt werden. Geplant sind Mauerdurchbrüche, um neue Allgemeinflächen zu schaffen. Neue Klassenräume sollen im Bereich der Bibliothek und des EDV-Saals entstehen. Ein Zubau wird laut Bildungsdirektion wegen Kosten und Zeitdruck ausgeschlossen. Böden und Wände des 25 Jahre alten Gebäudes werden erneuert, auch ein Farbkonzept von Schülerinnen und Schülern soll umgesetzt werden.

Kommt das Chip-Zugangssystem?

Die vorübergehende Schule wird bereits per Zutritts-Chip gesichert – ein System, das künftig dauerhaft am BORG eingesetzt werden könnte. Eine Entscheidung dazu steht noch aus. Derzeit berät eine eigens eingerichtete Arbeitsgruppe über das künftige Sicherheitskonzept.

Kritik an Schulführung und Behörden

Neben baulichen Maßnahmen sorgen zwei weitere Entwicklungen für Wirbel: Zum einen die Pensionierung des langjährigen Schulpsychologen, der federführend die Betreuung nach dem Amoklauf koordinierte. Zwar habe dieser seine Bereitschaft signalisiert, länger zu bleiben, doch das Bildungsministerium entschied sich gegen einen Sondervertrag. Eine Nachbesetzung der Stelle sei für September geplant, so Bernhard Just von der Bildungsdirektion Steiermark.

Für noch mehr Aufsehen sorgten zuletzt brisante Vorwürfe gegen die Schulleitung: In einem bei der Staatsanwaltschaft eingebrachten Fall behauptet der Vater einer Schülerin, ein Lehrer habe einen Schüler tätlich angegriffen – festgehalten auf einem Handyvideo. Statt Sanktionen gegen den Lehrer sei die Schülerin von der Direktion eingeschüchtert worden. Die Bildungsdirektion weist alle Anschuldigungen zurück. Es habe eine dienstrechtliche Prüfung gegeben, die keine Verfehlung ergeben habe.

Der Vater initiierte daraufhin eine Petition zur Reform des Schulsystems, die laut eigenen Angaben bis Mitte Juli über 44.000 Unterschriften sammelte. Unterstützer planen, die Petition am 3. September dem Parlament in Wien zu übergeben – mit einem symbolträchtigen Marsch vom BORG Dreierschützengasse bis in die Bundeshauptstadt, beginnend am 24. August.

Politische Konsequenzen

Auch auf Bundesebene zog die Tragödie weitreichende Kreise: Das österreichische Waffengesetz soll nach der Sommerpause des Nationalrats verschärft werden. Details dazu stehen noch aus – der Amoklauf aber dürfte dauerhaft Einfluss auf die Debatte über Sicherheit an Schulen und Zugang zu Waffen haben.

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