Amokläufer-Prozess

Taxifahrer schilderte die Horrorfahrt

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Der Angeklagte habe ihn zu der Fahrt an den Tatort gezwungen. Seit damals sei er in psychatrischer Behandlung.

Im Prozess nach dem Amoklauf in Potzneusiedl schilderte der Taxilenker die Horrorfahrt ins Burgenland, bei der der Angeklagte Rudolf Z. die drei Frauen ermordet haben soll.

Bekannten bedroht
Den Angeklagten kenne er seit 25 Jahren, aus einer "Kaffeehaus-Bekanntschaft". Am 23. April habe er ihn dann aufgesucht: "Er ist mit gezogener Waffe ins Wohnzimmer gekommen." Rudolf Z. habe ihm gesagt, "ich soll nichts gegen ihn unternehmen, mir selber passiert nix", schilderte der Taxifahrer.

Fahrt mit Waffe
Z. habe ihm von Problemen im Kaffeehaus erzählt, er hätte auch einen Polizisten geschlagen und verletzt. Auf der Fahrt ins Burgenland besorgte der Taxilenker noch bei einem Automaten Zigaretten. Weil er befürchtete, dass ein Straßenbahnfahrer die Waffe von Z. gesehen haben und es zu einer Schießerei mit der Polizei kommen könnte, schlug er vor, auf der Bunddesstraße zu fahren.

Schüsse
In Potzneusiedl ließ Z. das Taxi zuerst am Haus seiner Schwester vorbeifahren. Dort war aber "alles zu", deshalb musste der Lenker die Fahrt bis zum Haus von Z. fortsetzen. Der Taxifahrer musste vor Z. in das Gebäude gehen: Dort gab er ihm den Auftrag, immer zu Boden zu schauen. Während der Taxler die Anordnung befolgte, habe der Angeklagte zuerst auf die Pflegerin seiner Mutter und dann auf seine Schwester gefeuert: "Wie der erste Schuss gefallen ist, habe ich schon geglaubt, ich bin auch dran."

Dritter Mord
Nach den tödlichen Schüssen ging die Fahrt weiter zum Haus der Gemeindesekretärin, die als Sachwalterin der kranken Mutter fungierte. Während der Fahrt habe der 46-Jährige neu aufmunitioniert. Elfriede K. habe zuerst aus dem Fenster gesehen und sei dann zur Eingangstür gekommen, um zu öffnen. Nach kurzer Diskussion seien erneut Schüsse gefallen, der Angeklagte sei "schießend hineingegangen", berichtete der Zeuge.

Flucht
"Beim vierten oder fünften Schuss hab ich angefangen zu rennen", dabei sei er hingefallen, schilderte der Taxilenker. Bei zwei Häusern habe er den Besitzer in seiner Angst gefragt "ob er ein Telefon und ein Gewehr hat" und die Vorfälle geschildert. Als beide seine Frage verneinten, sei er noch zwei Stunden bis gegen 22.45 Uhr entlang der Leitha weitergeflüchtet. Dann hielt er ein Polizeifahrzeug auf, Beamte brachten ihn nach Neusiedl am See.

Schlaflosigkeit und Panik-Attacken
Auf die Frage des Sachverständigen, ob der Angeklagte fahrig gewirkt oder gezittert habe, meinte der Zeuge: "Die Hände habe nicht gezittert." Z. habe ihm gegenüber lange vor den Taten angedeutet, dass er Waffen habe. Auf die Frage, ob der 46-Jährige zielstrebig gewesen sei, meinte der Taxilenker: "Mir selber hat er keine Chance gegeben zur Gegenwehr. Da war er exakt." Seit dem Vorfall nehme er Medikamente gegen Bluthochdruck, schilderte der Zeuge. Auch könne er oft bis 2.00 Uhr früh nicht schlafen, manchmal habe er Panik-Attacken.

Zeugen aus dem Stammlokal
Die Kellnerin eines Wiener Lokals, das der 46-Jährige am Tag der Tat aufsuchte, beschrieb Rudolf Z. als " sehr ruhig", er habe in der Regel zwei Mal die Woche ein Bier konsumiert und "keine Probleme gemacht". Am Tag der Morde habe er " fünf oder sechs Achterl Weißen" konsumiert. "Er hat gesagt, übern Tisch ham's ihn gezogen mit der Erbschaft." Ein anderer Zeuge berichtete, dieser habe "eing'spritzt und gut drauf" gewirkt. Auch von Erbschaftsangelegenheiten sei die Rede gewesen. Er sei " gelinkt worden", als ihm der Angeklagte den Wert von zehn Millionen Euro nannte, habe er das "nicht so ernst genommen".

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