Wilhelm Busch hat sich für den dritten Streich von Max und Moritz offenbar in Tirol inspirieren lassen: "Schneider Böck" stammt aus Wörgl.
Der dritte Streich der bekannten Lausbuben "Max und Moritz" von Wilhelm Busch stammt nach Informationen eines Tiroler Heimatforschers aus Tirol. Ein Schneider mit dem Namen Böck, wie ihn der humoristische deutsche Dichter später auch in seinem berühmten Kinderbuch nannte, dürfte Busch für den Streich inspiriert haben.
Schmaler Holzsteg
Der 20-jährige Schneider aus Fieberbrunn
arbeitete damals entlang des "Wörgler Baches" in einer Schneiderei. Um
seinen Arbeitsplatz zu erreichen, musste er einen schmalen Holzsteg
überqueren. "Vermutlich war Böck Ziel mancher Lausbubenstreiche der rundum
bekannten 'Wörgler Bruggenhocker', einer Schar junger Buben aus den beiden
Wörgler Dörfern", erzählte Martin Reiter. Die Buben hätten sich an der
"Dörferlinie", auf der Brücke des Wörgler Baches, zum Reden, Lachen und
Streiche spielen getroffen.
Wilhelm Busch habe dabei die "Bruggenhocker" beobachtet. Ihre Lausbubenstreiche könnten den Dichter dazu bewogen haben, den dritten Streich seinen Hauptfiguren "Max und Moritz" und dem Wörgler Schneider Böck zu widmen.
Künstlerkolonien
"Den Magdeburger Dichter Wilhelm Busch
führten seine Wege öfters nach Wörgl," schilderte Reiter. "Meist kehrte er
mit seinem Freund, dem Münchner Komponisten Georg Kremplsetzer, in
geselliger Runde ein." Der gleich hinter der bayrisch-österreichischen
Grenze gelegene Ort Brannenburg habe im 19. Jahrhundert zu den ersten
Künstlerkolonien in Deutschland gehört. Dort habe ab 1856 auch Wilhelm Busch
seine Aufenthalte verbracht.
Schon vor 20 Jahren sei Martin Reiter im Unterland über ein Buch mit Informationen zu Buschs Verbindungen nach Tirol gestolpert, erzählte er am Donnerstag der APA. Im Zuge der Recherchearbeiten zu seinem neuen Buch sei der Heimatforscher erneut auf die Spur von Busch gestoßen und habe in dessen Biografie und verschiedenen Büchern Interessantes gefunden. "Auch wenn man die älteren Wörgler fragt, erzählen sie von überlieferten Geschichten ihrer Eltern, von den 'Bruggenhockern' und Wilhelm Busch," schilderte er.
100. Todestag
Am 9. Jänner jährte sich der Todestag von
Heinrich Christian Wilhelm Busch zum 100. Mal. Er wurde am 15. April 1832 in
Wiedensahl bei Stadthagen geboren und zählt zu den bedeutendsten Dichtern
Deutschlands. Busch gilt wegen seiner satirischen Bildergeschichten in
Versen als einer der Urväter des Comics.