Erste von über 100 Gerichtsverhandlungen

Ischgl: Start für Mammut-Prozess

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Angehörige der Ischgl-Opfer haben die Republik auf Schadenersatz geklagt. 

Wien. Am 13.März 2020 kündigte Kanzler Sebastian Kurz an, Ischgl, Galtür und St. Anton isolieren zu wollen. Das führte zu einem Exodus der Wintergäste. Unter ihnen: Hannes Schopf, Vater, Großvater und Ehemann (72). Schopf, Ex-Chefredakteur der Furche, infizierte sich bei der überhasteten Abreise mit Corona und starb im April im Spital. Sein Sohn Ulrich klagt an: „Die Touristen wurden in Busse gestopft.“ Er und seine Mutter sind sicher, die Behörden hätten auf Kosten der Gesundheit und auf Druck der Tiroler Tourismuswirtschaft bis zum 13. März versucht, das Virus kleinzureden. Sie klagen die Republik.

Land Tirol stellte falsche Behauptungen auf

Verhandelt wird, ob der Staat für die zivilen Opfer haften muss. Begleitet wird dieser erste Zivilprozess in der Causa Ischgl vom Österreichischen Verbraucherschutzverein (VSV), der mit 100 Einzelprozessen und Sammelklagen mit bis zu 2.000 Geschädigten rechnet.
Der Vorwurf: Österreich war schon am 4. März über das EWRS-Frühwarnsystem von Island informiert worden, dass sich acht Isländer in Ischgl angesteckt hätten. Am 5. März behauptete die Tiroler Landesregierung, die Touristen hätten sich erst im Flugzeug angesteckt, was inzwischen widerlegt ist.

Interventionen auch in der oe24.Redaktion

Es ging soweit, dass das Land Tirol auf ÖSTERREICH und oe24 massiv Druck ausübte und mit Anrufen in der Redaktion zu intervenieren versuchte, damit die Berichterstattung über die infizierten Isländer verschwinde.
Klage. Die Klage gegen die Republik stützt sich auf Chat-Protokolle und Mails, die die Absprache zwischen der Tourismuswirtschaft und der Presse-Abteilung bzw. der Landesregierung belegen sollen. Aus Sicht der Kläger spreche Vieles dafür, dass die Infektionen in Kauf genommen wurden, um wirtschaftliche Verluste zu schmälern.


Urteil. „Mein Vater checkte am 7. März in einem Hotel in Ischgl ein. Hätte er gewusst, dass sich dort das Virus ausbreitet, wäre er erst gar nicht gefahren“, sagt der Sohn von Hannes Schopf. Die Richterin prüft jetzt , ob die Behörden der Republik so falsch agiert haben können, wie es die Kläger sagen. (lae) 

Sohn: »Ich erwarte mir Gerechtigkeit für Vater«  

ÖSTERREICH: Ihr Vater hat sich in Ischgl inf izier t, starb später. Was erhoffen Sie sich vom Prozess?

Ulrich Schopf: Dass ich Gerechtigkeit für meinen Vater erfahren kann. Mein Vater checkte am 7. März in einem Hotel in Ischgl ein. Hätte er gewusst, dass sich dort das Virus ausbreitet, wäre er erst gar nicht gefahren. Dass sich die Behörden dann hinstellen und sagen, sie hätten alles richtig gemacht, ist eine Verhöhnung aller Hinterbliebenen. Wäre Ischgl rechtzeitig gesperrt und eine Quarantäne verhängt worden, dann wäre es tragisch gewesen. Es wäre aber niemand anderer schuld gewesen. In diesem Fall haben die Behörden aber nicht reagiert, die Urlauber nicht informiert.

ÖSTERREICH: Sie haben Forderungen in Höhe von 100.000 Euro an die Republik gestellt.

Schopf: Meine Mutter und ich, wir wollen uns nicht bereichern. Ein Teil wird für Anwaltskosten draufgehen. Sollte am Ende ein Betrag übrig bleiben, werden wir spenden. (lae)  

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