Wer hat das Video eines betrunkenen Polizeikommandanten ins Internet gestellt? Diese Frage beschäftigte gestern das Gericht.
Ein großer, sportlicher Mann mit polierter Glatze in akkurater Kleidung betritt den Gerichtssaal: Es ist der Hauptangeklagte. Der 59-jährige Polizeibeamte aus Lienz musste sich wegen Betrugs und Verleumdung gestern vor Richter Peter Friedrich verantworten: Er soll seinen Chef, den Polizeikommandanten aus Matrei in Osttirol, auf einem Amateurvideo seines Cousins entdeckt haben. Weil sein Chef dort angeblich in eindeutig betrunkenem Zustand zu sehen war, soll er es mit dem Titel „Betrunkener Bullenchef“ ins Internet gestellt haben. Auf dem 17-Sekunden Video ist der Ex-Kommandant des angeklagten Polizisten bei einem Bezirksmusikfest 2007 in Prägraten in Uniform mit einem Glas Wein in der Hand zu sehen. Der 59-Jährige soll durch das peinliche Video Ermittlungen gegen den Polizeikommandanten provoziert haben.
Dementi
Alles falsch, sagte der Angeklagte vor Gericht. „Ich bin
unschuldig“, wies er die Vorwürfe von sich. Verteidiger Thomas Praxmarer:
„Er hat mehr als die Hälfte seines Lebens als rechtstreuer Polizeibeamter
gearbeitet.“ So eine Tat habe der 59-Jährige nicht tun können. Der erste
Zeuge, der Cousin des Angeklagten, behauptete allerdings etwas anderes: Er
habe das Video damals gedreht und sei vom 59-Jährigen gedrängt worden, ihm
die DVD zu überlassen, weil dieser einen „dienstlichen Auftrag zur
Sicherstellung“ der DVD gehabt habe. Dies stellte sich jedoch als falsch
heraus. Das Verhältnis zu seinem Cousin, dem Hauptangeklagten, sei
distanziert, man kenne einander kaum. Verteidiger Praxmarer wollte das so
nicht gelten lassen: „Man hat auf dem Computer meines Mandanten keine
belastenden Hinweise gefunden.“ Er habe das Video nie besessen. Der Richter
glaubte ihm: Freispruch in allen Punkten.