Versagten die Behörden?

Tod von Ärztin wird jetzt Fall fürs Parlament

Teilen

Wurde alles für die Sicherheit der bedrohten Ärztin getan? Die OÖ-Polizei sagt Ja. 

Seit dem erschütternden Tod von Lisa-Maria Kellermayr stehen Polizei und Justiz unter Beschuss. Tatsächlich erstattete die Ärztin bereits am 22. November 2021 wegen Todesdrohungen Anzeige. Es folgten zahlreiche Kontakte zwischen ihr und der oö. Polizei. Freitagabend verkündete die LPD Oberösterreich, man habe "alles getan, was möglich ist". fakt ist aber: Kellermayr fühlte sich nie ernst genommen.

Eingestellt. Die Polizei versuchte zwar den Hauptbedroher auszuforschen, stellte die Ermittlungen aber rasch mit dem Hinweis "Darknet" ein. Als der Deutsche Monate später doch ausgeforscht war, stellten die StA Wels das Verfahren erneut ein. Erst als es im Mai noch ein Droh-Mail gab, wurde der Staatsschutz DSN eingeschaltet. Ende Juni, als Kellermayr die Praxis aber schon geschlossen hatte, telefonierte DSN-Chef Omar Haijawi-Pirchner mit ihr. Mehrere Ermittlungsverfahren laufen noch.

Kein Personenschutz. Tatsache ist aber auch: Zu einem Personenschutz für die Ärztin kam es nie. Kellermayrs Praxis wurde ein Mal pro Tag "bestreift" - und der neue Standort "ins Sicherheitsprogramm für Impf-Infrastruktur" aufgenommen. Kellermayr engagierte deshalb einen eigenen Sicherheitsdienst, was sie an den Rand der Pleite brachte. 

Tod von Ärztin bewegt das ganze Land 

Der schreckliche Tod der Ärztin Lisa-Maria Kellermayr bewegt ganz Österreich. Vom Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen ("Für Hass ist kein Platz") über Gesundheitsminister Johannes Rauch bis zu SPÖ-Chefin und Ärztin Pamela Rendi-Wagner kondolierten viele und zeigen sich tief betroffen.

Blutrünstige Drohungen von Impf-Gegnern

Martyrium. Am Freitag hatte sich die 35-jährige Ärztin in ihrer Ordination in Oberösterreich das Leben genommen. Für die Ermittler ist die Todesursache eindeutig, Fremdverschulden wurde ausgeschlossen. Es gab einen Abschiedsbrief. Eine Obduktion des Leichnams wird es nicht geben. Dem Selbstmord vorangegangen war ein sieben Monate langes Martyrium aus blutrünstigen Drohungen aus der Impfgegner-Szene. Der Hausärztin wurde gedroht, ihr "die Kehle durchzuschneiden" oder sie "mit der Schrotflinte in der Arztpraxis" zu jagen.

Ärztin verzweifelt, fühlte sich im Stich gelassen

Ermittlungen ohne Ergebnis. Kellermayr meldete die blutrünstigen detaillierten Drohungen den Behörden. Von diesen fühlte sie sich im Stich gelassen (siehe rechts), die Ermittlungen ergaben kein Ergebnis. Auch der gewünschte Polizeischutz für ihre Praxis wurde ihr nicht gewährt.

Private Sicherheitsfirma. Aus Angst ließ Kellermayr ihre Praxis mit Alarmanlagen und Sicherheitstüren ausstatten. Sie beauftrage sogar ein privates Security-Unternehmen.

100.000 Euro für Sicherheit. Die Kosten für die Sicherung ihrer Praxis überstiegen laut Kellermayr die 100.000-Euro-Marke. Im Juni musste sie ihre Praxis schließen, die Kosten für die Sicherheit waren für sie nicht mehr zu stemmen gewesen.

Ärztekammer wollte Praxis offen halten. Der Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer Peter Niedermoser sagte: "Diese menschliche Tragödie ist ein unglaubliches Beispiel, wie weit unkontrollierter Hass im Netz gehen kann." Und: "Letzte Woche noch wurde mit Frau Dr. Kellermayr ein Hilfsplan persönlich besprochen, wie das Fortbestehen der Ordination, auch mithilfe eines Rechtsanwaltes, der von der Ärztekammer beauftragt wurde, gesichert werden kann." Jetzt kommt jede Hilfe zu spät.

Wenn Sie selbst verzweifelt sind, wählen Sie bitte die Nummer der Telefon-Seelsorge 142. 

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.
OE24 Logo
Es gibt neue Nachrichten