Entführte Geschwister

Treffen mit Mutter in Planung

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Außenministerium: "Privatsphäre der Familie schützen". 

Wie es im Fall des steirischen Geschwisterpaares, das neun Jahre nach seiner Entführung in Paraguay wieder aufgetaucht ist, weitergeht, ist noch immer unklar. Das heute 17-jährige Mädchen und ihr 14-jähriger Bruder waren von ihrem Vater, nach Scheidung und Sorgerechtstreit nach Südamerika verschleppt worden, was erst nach dem tödlichen Motorradunfall des 60-Jährigen gebürtigen Grazers ans Licht gekommen ist.

Die Mutter, eine inzwischen in ihre Heimat zurückgekehrte Ungarin, wurde über das Außenministerium informiert und ist seither in Kontakt mit den Behörden. Medienberichten zufolge soll sie sich um die Ausfertigung von österreichischen Reisepässen für die Kinder kümmern. Obwohl sie österreichische Staatsbürger seien, dürften sie ihre Pässe wohl nicht mehr besitzen. Ein Treffen sei in Planung, doch "das ist auch eine Sache, die innerhalb der Privatsphäre der Familie zu klären ist", hieß es seitens des Außenministeriums, das am Samstag bisher nicht für Auskünfte über die neuen Entwicklungen zu erreichen war.

Der Bub und das Mädchen sollen in ihrer neuen Heimat ein geregeltes Leben führen und dort zur Schule gehen, wobei das laufende Schuljahr bis Anfang Dezember dauern soll. In der Stadt Encarnación hatte Johann E. nach der Flucht aus Österreich ein neues Leben angefangen. Er lernte eine Frau kennen, die auch im selben Haushalt mit den Kindern gewohnt haben dürfte.

Ein schriftlicher Hinweis in spanischer Sprache inklusive aktuellerer Fotos der Kinder mit ihrem Vater tauchte nach dem Tod des Steirers - er war vor etwa einem Monat verunglückt - beim Bundeskriminalamt in Wien auf. Eine Person aus dem neuen Umfeld des Mannes hatte Nachforschungen angestellt und war bei ihren Recherchen auf Österreich gestoßen. Ob der Vater und die Kleinen unter falschen Namen untergetaucht waren, ist noch nicht bekannt.

Aus dem Honorarkonsulat in Paraguay gab es auf APA-Anfrage keine Informationen, es wurde lediglich darauf hingewiesen, dass sich die österreichischen Behörden "toll kümmern". Medienberichten zufolge soll sich in Peru auch ein Pfarrer um die Kinder kümmern. Seine Lebensgefährtin hat weiteren unbestätigten Berichten zufolge laut paraguayischer Rechtsprechung die Rolle eines "sozialen Elternteils" und damit auch gewisse Rechte. Außerdem werden die inzwischen jugendlichen Kinder gefragt, ob sie überhaupt zur Mutter wollen, denn Kindeswohl gehe vor Elternwohl.

Das frühere Kindermädchen der Kleinen sagte am Freitag in einem Interview mit dem Privatradiosender "Antenne Steiermark", für sie sei immer klar gewesen, dass "er mit den Kindern abgehaut" ist. Sie habe damals das Mädchen und den Bub in der Früh zur Schule gebracht und am Nachmittag mit ihnen Hausaufgaben gemacht. Der Vater kam ihr gestresst und unscheinbar vor. Sie habe damals von ihm nur erfahren, dass die Frau ihn verlassen hätte und er mit den Kindern Unterstützung brauchte. Vor allem die Ältere sei ihr sehr introvertiert, ruhig und distanziert vorgekommen. Das Kindermädchen habe nur schwer Zugang zu ihr gefunden.

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