Als Ursache machen die Forscher die geringere Sonnenaktivität aus.
Trotz der globalen Erwärmung könnte Mitteleuropa in den kommenden Jahren häufiger strenge Winter erleben. Als Ursache dafür sehen Max-Planck-Forscher die derzeit geringe Sonnenaktivität. Eine Studie hatte einen Zusammenhang zwischen niedriger Sonnenaktivität und besonders kalten Wintern in Europa gezeigt. In Zeiten niedriger Sonnenaktivität könnten die milden Winde vom Atlantik Europa im Winter möglicherweise nicht erreichen, schreibt das Forscherteam im Fachblatt "Environmental Research Letters".
Vermehrt kalte Winde
Diese Forschungsergebnisse widersprächen
aber nicht der Tatsache, dass der Mensch einen Klimawandel verursache,
betonten die Wissenschaftler um Sami Solanki vom Max-Planck-Institut für
Sonnensystemforschung (MPS) in Katlenburg-Lindau bei Göttingen. Auch eine
andere Studie war kürzlich zu dem Schluss gekommen, dass die Schwankungen
der Sonnenaktivität den Klimawandel nicht aufhalten können.
Wenn sich die Stratosphäre wegen der geringen Sonnenaktivität nur schwach aufheizt, reißen in der darunter liegenden Troposphäre, also der untersten Atmosphärenschicht, die milden Starkwinde vom Atlantik ab. Großbritannien und Mitteleuropa sind den Max-Planck-Forschern zufolge dann im Winter vermehrt dem Einfluss kalter Winde aus dem Nordosten ausgesetzt.
Sonnenaktivität und Temperaturen
Dass sich der Sonnenzyklus
auf die Temperaturen auf der Erde auswirkt, sei seit längerem bekannt,
erklärte MPS-Direktor Sami Solanki. Dabei wechseln sich Phasen hoher
Aktivität, in denen besonders viel Strahlung und Teilchen zur Erde gesendet
werden, und Phasen geringer Aktivität ab.
In ihrer aktuellen Studie haben die Forscher jetzt Wetteraufzeichnungen, die zum Teil bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen, mit der Sonnenaktivität verglichen und statistisch ausgewertet. Dabei haben sie einen Zusammenhang zwischen geringer Sonnenaktivität und ungewöhnlich niedrigen Wintertemperaturen in Mitteleuropa und Großbritannien festgestellt.
Rückgang kleiner als Anstieg
Ob auch der kommende Winter
klirrend kalt wird, wissen die Max-Planck-Forscher allerdings nicht. Ihre
Ergebnisse seien rein statistischer Natur. Sie deuteten lediglich auf einen
Trend hin. Der Erkenntnis, dass der Mensch einen Klimawandel erzeugt, der
die Temperatur auf der Erde insgesamt ansteigen lässt, widerspreche das
Ergebnis der Studie allerdings nicht, meinen die MPS-Forscher.
Auch das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat kürzlich eine Studie veröffentlicht, wonach eine nachlassende Aktivität der Sonne den vom Menschen verursachten Klimawandel nicht aufhalten wird. Der durch weniger Sonnenaktivität verursachte Temperaturrückgang sei jedenfalls viel kleiner als der befürchtete Anstieg.