Ermittlungen

Verdächtiges Paket bei Zeugen Jehovas nahe Graz geborgen

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Bei den Zeugen Jehovas in Kalsdorf südlich von Graz ist Freitagabend rund um eine Veranstaltung mit etwa 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein verdächtiges Paket abgelegt worden.

Die Polizei rückte mit schwerem Gerät an, um es zu bergen. Ersten Informationen zufolge soll der Inhalt "bombenähnlich" sein - ob es sich wirklich um einen Sprengsatz handelt, dieser scharf war oder nicht, ist noch unklar, hieß es am Karsamstag.

Der Gegenstand wurde gegen 20.30 Uhr von Mitgliedern der Glaubensgemeinschaft im Eingangsbereich eines Hauses der Zeugen Jehovas gefunden. Sie riefen bei der Polizei an, die umgehend das Areal großräumig absperrte und die Sprengstoffexperten (SKO) anforderten. Auch Sprengstoff-Spürhunde sowie die Bereitschaftseinheit (BE) rückten zum Einsatz aus.

50 Personen in Sicherheit gebracht

Bei einer ersten Begutachtung konnte nicht ausgeschlossen werden, dass es sich wirklich um einen Sprengsatz handelt. Daher wurde auch der Entschärfungsdienst (ESD) der Direktion für Spezialeinheiten (DSE) hinzugezogen. Die rund 50 Personen, die sich im Gebäude aufgehalten hatten, mussten vorsorglich in Sicherheit gebracht werden. Sie wurden zur Feuerwehr gefahren und vom Roten Kreuz sowie dem Kriseninterventionsteam erstversorgt und betreut. Verletzt wurde niemand.

Anschließend näherten sich die Spezialisten mit Hilfe von Röntgengeräten und einem Roboter dem Paket. Auch dabei konnte keine Entwarnung gegeben werden. Entschärfungsspezialisten stellten das Paket sicher und brachten es an einen abgelegenen Ort. Dabei wurde zum Abtransport ein rund vier Tonnen schweres Spezialgerät mit Sprengstoffunterdrückungssystem verwendet, das seit der Karwoche des Vorjahres im Einsatz der Exekutive steht. Die Bergung dauerte beinahe die ganze Nacht.

"Bewusst dort abgelegt"

"Das Paket wurde offenbar bewusst dort abgelegt", sagte Polizeisprecher Markus Lamb zur APA. Der Gegenstand werde nun von Kriminaltechnikern genauer untersucht. Details zum verdächtigen Gegenstand wolle man bis auf weiteres aus kriminaltaktischen Gründen nicht bekannt geben. Der Inhalt sei aber "bombenähnlich" gewesen. Ob es sich wirklich um einen Sprengsatz gehandelt hat, sei aber noch unklar.

Ein Zusammenhang mit den beiden Sprengsätzen bei den Zeugen Jehovas in Leibnitz vom Vorjahr könne derzeit nicht ausgeschlossen werden, so Lamb. Eine mögliche Verbindung werde noch geprüft. Im Fall der Leibnitzer Sprengsätze gebe es indessen keine neuen Erkenntnisse. Die Ermittlungen würden weitergeführt. Ein Anfangsverdacht bei einer damals verdächtigen Person hatte sich nicht erhärtet. Seither liegen keine neuen Hinweise vor, sagte Lamb.

Königreichssaal befindet sich in Siedlungsgebiet

Bürgermeister Manfred Komericky, selbst früher bei der Cobra, sagte am Karsamstag im APA-Gespräch, dass die Einsatzkräfte die Lage sehr gut bewältigt hätten: "Es waren ausreichend Kräfte da. Polizei, Feuerwehr und Rettung waren sehr professionell", betonte er. Heikel war der Einsatz auch, weil sich der Königreichssaal der Kalsdorfer Zeugen Jehovas in einem Siedlungsgebiet befindet. Schon einige Jahrzehnte sei die Glaubensgemeinsamschaft in der Marktgemeinde verankert und "es hat noch nie Schwierigkeiten gegeben", so der Bürgermeister. Er sprach von einem "kooperativem Miteinander". Er hofft, dass sich bei der Untersuchung des Gegenstands herausstellt, dass es "kein ernster Hintergrund" war.

Das Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) Steiermark ermittelt nun genau diese Hintergründe rund um den verdächtigen Gegenstand. Neben der ohnehin bereits verstärkten Präsenz über die Osterfeiertage wurden auch zusätzliche Schutzmaßnahmen für sämtliche Objekte der Zeugen Jehovas veranlasst. Die Polizei bittet auch die Bevölkerung um vermehrte Aufmerksamkeit: Verdächtige Wahrnehmungen oder Gegenstände sollten sofort via Notruf 133 gemeldet werden.

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