Wien/Astana

Mordverdacht! 
Alijew in Wien 
verhaftet

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Brisant: Der kasachische Ex-Botschafter in Österreich, Rachat Alijew, stellte sich.

Alijew hat sich am späten Donnerstagabend in Wien-Schwechat bei den österreichischen Behörden gemeldet: „Weil er kooperieren will“, sagt Manfred Ainedter, sein Anwalt.

Neben Alijew stellten sich noch zwei Personen:

  • Alnur Mussajew, Ex-Geheimdienstchef Kasachstans und Alijews Vertrauter.
  • Wadim Koschljak, er soll ein Auftragskiller sein.

Das Trio wurde in die Justiz­anstalt Josefstadt überstellt und seit Freitagnachmittag in U-Haft genommen.

Alijew werden Doppelmord und Folter vorgeworfen. Im Jänner 2007 soll er mit Alnur Mussajew und Wadim Koschljak zwei Bankmanager der Nurbank in Kasachstan entführt, gefoltert und ermordet haben (siehe Interview mit der Witwe des Opfers.

Abgehörtes Telefonat als Beweis für Doppelmord?

Schutz. Im Juni 2007 wurde Alijew in Wien deshalb vor­übergehend festgenommen. Österreich lehnte jedoch eine Auslieferung ab. Höchste politische Kreise hielten ihre schützende Hand über ihn, die Justiz ermittelte nur zaghaft. Mehr noch: 2009 wurde Alijew von der Bezirkshauptmannschaft Horn (NÖ) sogar ein österreichischer Fremdenpass ausgestellt. Als Anwalt vertrat ihn übrigens der heutige Justizminister Wolfgang Brandstetter.

Macht und Geld
Alijew war einst mächtig: Ex-Vizegeheimdienstchef Kasachstans, Ex-Hauptaktionär der Nurbank, Ex-Botschafter in Österreich und, am wichtigsten, Ex-Schwiegersohn von Kasachstans Präsident Nasarbajew. Als solcher fiel er in Ungnade – er wollte gegen seinen Schwiegervater putschen. Er könne in seiner Heimat kein faires Verfahren erwarten, hieß es damals auf die Frage, warum Österreich ihn nicht ausliefere.
Erst im Frühjahr 2011 kam wieder Bewegung in die Causa Alijew: Die Leichen der Banker wurden in zwei Kalkfässern auf einem Firmengelände von Alijew in Kasachstan gefunden.

Wieder nahm die Staatsanwaltschaft Wien Ermittlungen auf, doch erst im Mai 2014 folgte das fehlende Puzzlestück: Ein Telefonat wurde abgehört. Darin soll Alijew mit seinem Vertrauten Alnur Mussajew über den Doppelmord gesprochen haben – das wurde zuletzt von der Staatsanwaltschaft überprüft und jetzt bestätigt. Am 19. Mai wurde der Haftbefehl erlassen. Alijew hielt sich zu diesem Zeitpunkt an einen geheimen Ort in Griechenland auf. Jetzt stellte er sich.

Opferwitwe im ÖSTERREICH-Interview:
»Ich bin so erleichtert«

ÖSTERREICH: Rachat Alijew wurde in U-Haft genommen – wegen Mordverdachts. Wie geht es Ihnen an diesem Tag?
Armangul Kapaschewa: Ich bin erleichtert, denn ich bin mir sicher, dass die Gerechtigkeit endlich siegen wird.

ÖSTERREICH: Ihr Mann hat für Alijew gearbeitet, dann soll er ihn ermordet haben. Was könnte passiert sein?
Armangul Kapaschewa: Ich kann das natürlich nicht sagen, aber Alijew ist ein pathologisch gieriger Mensch. Er wollte Business machen um jeden Preis. Und ich denke, dass er falsche Informationen über meinen Mann hatte, die diesen Zorn ausgelöst haben.

ÖSTERREICH:
Sie haben drei Kinder, wie hat sich Ihr Leben als Witwe verändert?
Armangul Kapaschewa: Wir haben mit seinem Tod alles verloren. Ich meinen Mann, die Kinder ihren Vater, wir alle unseren Beschützer.

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