Prügel wegen verletzter Ehre

Bursch misshandelt: ''Sittenwächter'' muss in Haft

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Nach einer brutalen Prügel-Attacke kassierte ein junger Tschetschene eine Haftstrafe.

Das Video von der Tat, das im Internet kursierte, war mehr als verstörend. Ein Bursch mit türkischen Wurzeln wird dort beschimpft, gedemütigt und geschlagen – und das von einem Angreifer, der selbst noch blutjung ist.

Bei dem Schläger handelt es sich um einen Tschetschenen, der sein Opfer misshandelt haben soll, weil dieses angeblich mit einem tschetschenischen Mädchen geflirtet hatte. Von einem „Sittenwächter“ war die Rede. Der 15-Jährige musste sich am Montag wegen Nötigung und Körperverletzung vor dem Straflandesgericht verantworten.

Die Polizei ermittelt seit Längerem gegen selbst ernannte Sittenwächter, die in ihrer Community angeblich für (islamisches) Recht und Ordnung sorgen. Vor allem Frauen, die sich in ihren Augen zu westlich benehmen oder auch nur kleiden, werden zur Rechenschaft gezogen. Sie und ihre Familien werden unter Druck gesetzt, nicht selten körperlich gezüchtigt.

Sittenwächter Wien 15-Jährigen verprügelt
© TZOE/Fuhrich
× Sittenwächter Wien 15-Jährigen verprügelt
Verteidiger Wolfgang Blaschitz

Opfer sprach schlecht über Tschetschenen

Der 15-jährige Angeklagte zwang sein gleichaltriges Opfer, sich vor ihm niederzuknien. Er beschimpfte den Burschen als „Hurensohn“, drohte ihm eine Vergewaltigung an. Er zwang den 15-Jährigen, sich zu entschuldigen und selbst als „Hurensohn“ zu bezeichnen. Der Angeklagte prügelte immer wieder auf sein Opfer ein.

Vor Gericht konnte die Version vom „Sittenwächter“ nicht zweifelsfrei erhärtet werden. Er habe sein Opfer geschlagen, weil sich der Jugendliche generell schlecht über „das tschetschenische Volk“ geäußert habe, sagte der Angeklagte, der von Wolfgang Blaschitz verteidigt wurde. Das Urteil: ein Jahr Haft, davon ein Monat unbedingt. Nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung.

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