Corona-Skandal

Contact-Tracer stalken Familie

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Im Halbstunden-Takt brummt das Handy einer Wiener Familie. Grund: positive Corona-Tests völlig fremder Personen!

Wien. Am 10. März ging es los – die erste SMS, wonach ein dem Smartphonebesitzer unbekannter Mann laut PCR-Testergebnis POSITIV (in Großbuchstaben) sei. „Ihre zuständige Gesundheitsbehörde meldet sich spätestens morgen bei Ihnen.“ Kaum war das Missverständnis mit der angegebenen Behörde aufgeklärt, brummte die nächste SMS: „Es besteht der Verdacht, dass Sie … (eine andere unbekannte Person) an Covid-19 erkrankt sind.“ Kurz darauf der erste Contact Tracer, der mit leiser Stimme anruft: „Tut mir leid, aber Sie sind positiv.“ Bevor er seine weiteren Anweisungen runterspulen konnte, konnten die User der Handynummer – zurzeit benützt der Sohn einer 57-jährigen Wienerin die Nummer – den Nachverfolger davon überzeugen, dass er falsch verbunden war. Damit begann allerdings erst der Telefon-Terror.

Fremde. Nach einer Woche sind es jetzt 100 Anrufe von Contact-Tracing-Mitarbeitern aus ganz Österreich von Bregenz über Afritz am See (Kärnten), Graz, Linz, Neunkirchen, Bruck an der Leitha oder Korneuburg, die sich bei dieser einen Nummer (die obendrein noch nie bei einer Testung angegeben wurde) melden und völlig fremde Personen suchen. „Wir fühlen uns richtig gestalkt“, klagt die Familie gegenüber ÖSTERREICH an.

Verwechslung. Noch bedenklicher ist es bei den rund 70 SMS: Hier erfahren die gesunden Wiener – die Mutter ist sogar schon geimpft – von allen möglichen Bezirksverwaltungsbehörden, Landeswarnzentralen bis hin zu 144.at oder dem eHealth-Portal des Gesundheitsministeriums, dass real existierende Menschen Corona haben oder haben könnten. Und die nichts oder erst zu spät davon erfahren und derweil weitere Menschen anstecken …

Datenschutz. „Vonseiten der AGES bekamen wir nur die Antwort, dass man dort für solche Probleme nicht zuständig sei. Jetzt haben wir die Unterlagen der Datenschutzbehörde übergeben“, sagen die genervten Verwechslungsopfer. „Vielleicht finden die ja gemeinsam mit der Polizei raus, wo das Datenleck zu suchen ist, oder ob ein Hacker sein Unwesen treibt.“

(kor)

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