Serie Teil 2

Eis-Lady: So schildert sie ihre Verbrechen

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In einem Buch erzählt Doppelmörderin Estibaliz Carranza über ihre Taten und ihr Liebesleben.

Wien. Es ist das wohl umstrittenste Buch des Jahres. Ganz Österreich diskutiert: Darf man aus der Geschichte einer verurteilten Doppelmörderin ein Buch machen, das als Mischung aus Psycho-Gruselschocker, Liebesroman und Kochbuch daherkommt?

Das Werk heißt Zelle 14 und beschreibt das Leben der Estibaliz Carranza (40), die vor acht Jahren in ganz Europa Schlagzeilen machte, nachdem sie zwei Männer erschossen, zerstückelt und im Keller ihres Eissalons vergraben hatte. Aufgezeichnet wurde es vom Autor und Verleger Bernhard Salomon (edition a), der mit der „Eis-Lady“ vier Jahre lang mehr als hundert Gespräche geführt hat.

Derzeit verbüßt Estibaliz Carranza im Forensikzen­trum Asten ihre Strafe als geistig abnorme Rechtsbrecherin. Dort lernte sie auch jenen Martin L. kennen und lieben, den sie jetzt sogar heiraten will. Diese Passage aus dem Buch haben wir gestern gebracht.

Heute lesen Sie, wie „Esti“ ihre Taten beschreibt. Bemerkenswert: Sie gesteht dabei, dass auch Habgier eines ihrer Motive war, um ihren Eissalon finanziell zu retten. Demgegenüber steht allerdings ihre Mordlust, die sie im Buch mit gruseligen Worten beschreibt. Sie erzählt von ihrer „dunklen Seite“. Wie sie bereits ihren Vater töten wollte oder ihre erste große Liebe, einen spanischen Studenten, bei dem sie die Bremsschläuche ma­nipulieren wollte. Und wie sie ihren zweiten Mann mit Pflanzensamen (tödlich, aber nicht nachweisbar) umbringen wollte, ihn dann aber erschoss, weil er nicht und nicht sterben wollte.

In merkwürdigem Kon­trast dazu stehen die Koch­rezepte aus der Häfenküche (z. B. Topfen-Himbeer-Weiße-Schokolade-Roulade), die immer wieder in das Buch eingestreut sind.

Die brisantesten Passagen aus "Zelle 14"

Mordlust, Habgier: In ihrem neuen Buch schildert die „Eis-Lady“ ihre Verbrechen.

Die Geschichte von meiner Mordlust, die ich schon immer hatte: „Meine erste Liebe, die wie eine Überraschung kam. Mein Freund aus Studentenzeiten, mit dem sich für mich fünf Jahre lang der Himmel über Barcelona senkte und mit dem alles ganz anders hätte werden können. Wir waren ein hübsches Paar. Er, zwei Jahre älter als ich, weltgewandt und aus besseren Verhältnissen. Ich, die kluge Halbmexikanerin.

Ich dachte, wir heiraten nach unseren Abschlüssen und gründen eine Familie. Ihm ging alles zu schnell. Er war weg, und ich wollte mich rächen. Ich befasste mich mit der Technik von Bremsschläuchen. Etwas ließ mich zögern. In seiner Wohngegend waren die Straßen zu bevölkert. Ich hätte es nicht unter Kontrolle gehabt. Ich hätte gesehen werden können, ohne es zu bemerken. Ich befasste mich mit der Technik von Gasheizungen. Ich verstehe solche Dinge gut.

Doch er wohnte mit seiner Mutter zusammen. Das Risiko war zu hoch. Sie konnte nichts dafür. Ich verließ Spanien und ging nach Deutschland.“

"Die Geschichte von meiner Habgier"

„Den ersten Mann, den ich umbrachte, lernte ich in Berlin kennen. Er verlor seinen Job und bekam eine Abfertigung. Wir gingen nach Wien und investierten sein Geld und meine Ersparnisse in einen Eissalon.

Als wir geschieden waren, aber noch zusammenlebten, wollte er nach Indien. Er hatte so eine Phase. Ich hätte ihn auszahlen müssen und hatte das Geld nicht. Ich hätte den Eissalon, der damals mein Leben war, verkaufen müssen. Dass er starb, war für mich die beste Lösung. Sein Ticket nach In­dien, das er schon hatte, buchte ich auf einen Flug für mich nach Barcelona um.

Mein Eissalon war danach noch immer in schlechtem Zustand. Die Einrichtung war verbraucht, und die Maschinen waren alt. Den zweiten Mann, den ich umbrachte, kannte ich aus der Eisbranche. Er wusste, was zu tun war. Er investierte ein kleines Vermögen in eine neue Einrichtung und neue Maschinen. Dafür gab ich ihm eine Beteiligung. Hätte ich mich von ihm ­getrennt, statt ihn umzubringen, wäre mein Eissalon weg gewesen.“

Das Geständnis über einen geplanten Giftmord mit Pflanzensamen an ihrem zweiten Opfer Manfred H.: „Ich schüttete sie in seinen Kaffee. Er hätte tot sein müssen. Am Boden liegen mit unerklärbarer Todesursache. Denn diese Samen sind tödlich und nicht nachweisbar.

Ich gab ihm die Samen noch einmal. Als er wieder nicht starb, stellte ich die Dose mit den Samen zu den Gewürzen und gab sie ihm jeden Tag. (…) Ich wäre zu seinem Begräbnis gegangen. Unserer guten Momente wegen. Doch es kam der Moment, in dem ich schoss.“

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