Gewaltschutz-Gipfel:

Kinderschutzzentren fordern Blick auf Kinder

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SPÖ-Frauenvorsitzende urgiert "mehr Tempo" -NEOS-Frauensprecherin: "Auch antiquierte Frauenbilder bekämpfen."  

Partnergewalt hat massive Auswirkungen auf Kinder, es gebe aber nur wenige Daten darüber, wie viele Kinder Gewalt zwischen ihren Bezugspersonen miterleben: Darauf haben die Kinderschutzzentren anlässlich des 2. Gewaltschutz-Gipfels am Dienstag aufmerksam gemacht. "Im Kontext häuslicher Gewalt aufzuwachsen bedeutet, mit allgegenwärtiger Angst und emotionaler Belastung zu leben", sagte Petra Birchbauer, Vorsitzende des Bundesverbandes Österreichischer Kinderschutzzentren.

Gewalt gegen Kinder

Laut einer Statistik der 26 heimischen Frauenhäuser wurden dort im Jahr 2020 insgesamt 1.507 Frauen und 1.487 Kinder betreut, berichteten die Kinderschutzzentren. Eine Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag der Organisation die möwe kommt zum Ergebnis, dass 27 Prozent der Befragten Gewalthandlungen zwischen ihren Eltern miterlebten.

Die Aufarbeitung habe auch einen wichtigen präventiven Charakter: Aus deutschen Studien sei bekannt, dass Frauen, die in ihrer Kindheit und Jugend Zeuginnen von körperliche Auseinandersetzungen zwischen ihren Eltern waren, doppelt so häufig selbst Gewalt durch (Ex-)Partner erleben. Beim Gewaltschutz müsse man daher auch den Kinderschutz und dabei "Mädchen und Buben gleichermaßen im Blick haben, deren Entwicklung und Zukunft durch Partnergewalt gefährdet ist", sagte Martina Wolf, Geschäftsführerin im Bundesverband der Kinderschutzzentren.

Gewaltschutzpaket

"Mehr Tempo im Kampf gegen Gewalt an Frauen", forderte SPÖ-Frauenvorsitzende Eva-Maria Holzleitner: Es gebe noch immer viel zu wenige Hochrisikofallkonferenzen. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) zufolge wurden heuer bisher 38 dieser sicherheitspolizeilichen Fallkonferenzen durchgeführt. "Wir sind im vierten Lockdown und wissen, dass das eine besonders gefährliche Zeit für Frauen und Mädchen ist, weil die meisten Gewalttaten im familiären Umfeld stattfinden. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach Hilfe bei Mädchen- und Frauenberatungsstellen jetzt extrem hoch ist. Die müssen dringend finanziell unterstützt werden. Das Gewaltschutzpaket der Regierung reicht hinten und vorne nicht aus", so Holzleitner.

"Fallkonferenzen, Wegweisungen, Gewaltschutzzentren - das ist alles notwendig und muss laufend verbessert und ausgeweitet werden. Doch wenn wir das Problem nicht an der Wurzel packen, wird die Politik immer nur mit Symptombekämpfung beschäftigt sein", meinte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter. "Mehr Geld für Frauenschutzorganisationen ist wichtig, aber antiquierte Frauenbilder müssen genauso aktiv bekämpft werden."
 

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