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Antifa: ''Der Karlsplatz gehört uns''

Platzverbot in Wien: Jugendorganisationen veranstalten Karlsplatz-Demo

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Vor der Karlskirche demonstrieren linke Jugendorganisationen gegen das am Samstag verhängte - und mittlerweile wieder aufgehobene - Platzverbot.

Das Platzverbot, das Teile des Wiener Resselparks umfasste, ist nach nur einer Nacht in Kraft am Sonntag wieder aufgehoben worden. "Eine neue Beurteilung und Gefahreneinschätzung ergab, dass momentan keine Gefährdungen zu befürchten sind", teilte die Polizei am Sonntag mit. Das Platzverbot war am Samstagnachmittag erlassen worden und um 19.00 Uhr in Kraft getreten, nachdem es in der Nacht zuvor heftige Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei gegeben hatte.

Platzverbot in Wien: Jugendorganisationen veranstalten Karlsplatz-Demo
© oe24
× Platzverbot in Wien: Jugendorganisationen veranstalten Karlsplatz-Demo

Polizeisprecher Daniel Fürst sagte der APA, dass im Resselpark, aber auch anderswo, die Gefahrenlage laufend bewertet werde und situationsbedingt Platzverbote erlassen werden könnten. Dass das Platzverbot aber automatisch im Resselpark am Abend wieder in Kraft treten könnte, bestätigte Fürst nicht. "Dann hätten wir ja gleich ein Platzverbot erlassen können, das per Erlass nur für die Nachtstunden in Kraft wäre."

Demos am Karlsplatz

Um sich gegen das Sperren von öffentlichen Plätzen für Jugendliche zu wehren, riefen die Jugendorganisationen Junge Linke und Sozialistische Jugend zu Protest-Aktionen am Karlsplatz auf. Seit 18 Uhr findet vor der Karlskirche eine Kundgebung statt.

"Wir protestieren gemeinsam gegen die Polizei-Schikanen und genießen unseren Karlsplatz den ganzen Abend", hieß es im Vorfeld von Seiten der "Autonomen Antifa" auf Facebook: "Der Karlsplatz gehört uns – Das Platzverbot muss weg! Wir lassen uns nicht vertreiben!"

Linke Jugendgruppen demonstrieren gegen das Platzverbot im Wiener Resselpark
© Viyana Manset Haber
× Linke Jugendgruppen demonstrieren gegen das Platzverbot im Wiener Resselpark

 

Rund 150 Menschen folgten dem Aufruf und demonstrierten am Sonntagabend im Wiener Resselpark. "Uns" gehörten sowohl Karlsplatz als auch Donaukanal, skandierten die Teilnehmer. Mehrere Redner äußerten massive Kritik daran, dass die Bedürfnisse der jungen Menschen in der Coronaviruspandemie ignoriert worden sein. Seit Mitte März 2020 hat die Nachtgastronomie in Österreich geschlossen. Sowohl die Freizeit als auch die Freiheit der Jugend sei massiv eingeschränkt worden, um ältere und Risikogruppen nicht zu gefährden, seien sie über ein Jahr zu Hause geblieben.

Linke Jugendgruppen demonstrieren gegen das Platzverbot im Wiener Resselpark
© Viyana Manset Haber
× Linke Jugendgruppen demonstrieren gegen das Platzverbot im Wiener Resselpark

Die Demonstranten kündigten an, den ganzen Abend vor der Karlskirche zu bleiben. Nach den Redebeiträgen wurde Musik gespielt. Zu den Teilnehmern der Demo kamen dutzende weitere Menschen, die die Abendsonne rund um den Teich vor der Karlskirche genossen. Fünf Polizeibusse standen hinter der Standkundgebung.
 

Statement von Bürgermeister Ludwig

Nach den Randalen in der Nacht auf Samstag und dem folgenden Platzverbot, meldete sich jetzt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Party-Streit zu Wort: In einem Facebook-Posting kritisiert er, dass das Platzverbot verhängt wurde scharf. Die Vorgehensweise sei weder mit ihm, noch mit der Stadt Wien abgesprochen gewesen, so Ludwig.

Ludwig: "Wir brauchen verantwortungsvolle Politik und Maßnahmen, die das Miteinander unterstützen. Jede Form der Polarisierung ist fehl am Platz. Gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme bilden dabei die Grundvoraussetzungen – auch für politische Akteure."  

Ein weiterer Politiker meldete sich zur Platzverbots-Debatte zur Wort: Bierpartei-Chef Marco Pogo fand weniger versöhnliche Worte als Bürgermeister Ludwig:

Pürstl rechtfertigt Maßnahmen gegen "gewaltbereite Gruppen"

Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl sagte, das Platzverbot sei durch "die Entwicklung der letzten Tage, in der gipfelnd in der Nacht von Freitag auf Samstag gewaltbereite 'autonome' Gruppen mit einem 'harten Kern' von über 200 Personen polizeiliche Ordnungskräfte körperlich attackiert, mit verschiedensten Gegenständen, auch Glasflaschen, beworfen und verletzt haben", notwendig gemacht worden. "Die Prognose, dass auch in der letzten Nacht durch Alkohol enthemmte radikale Gruppen rücksichtslos die Gesundheit von Polizeibeamten, aber auch anderer aufhältiger Menschen gefährdet hätten, machte die Verhängung des Platzverbotes unumgänglich."

Pürstl betonte in einer Aussendung auch, dass die Wiener Polizei viel Verständnis für das Bedürfnis vor allem Jugendlicher, am Abend zusammenzukommen, habe. Gleichzeitig kündigte er an: "Dort aber, wo jegliche Schranken eines geordneten Miteinanders fallen, Vorschriften zur Gänze ignoriert werden und die polizeilichen Versuche des Dialogs mit Gewalt beantwortet werden, wird die Polizei auch weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln für jene Ordnung und Sicherheit sorgen, die die Wiener Bevölkerung erwarten kann."
 

 

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