Denn nur bei 14 Prozent der Störungen Infrastruktur die Ursache, meist Fahrzeugmängel der Grund.
Die Wiener U-Bahn-Linie 4 hat lange als störanfällig gegolten. Daher wurde 2014 die Modernisierung der Strecke gestartet, mit dem Ziel, die Zuverlässigkeit sowie die Betriebssicherheit zu erhöhen. Der Rechnungshof hat das Projekt nun auf das diesbezügliche Potenzial geprüft. Das Fazit: Die Zuverlässigkeit werde sich für die Fahrgäste "nur begrenzt" erhöhen. Die Wiener Linien sehen das anders.
In einem am Freitag veröffentlichten 72 Seiten umfassenden Bericht mit dem Titel "Wiener Linien - Modernisierung der Linie U4" hat sich der Bundesrechnungshof eingehend mit dem Bauprojekt befasst. Geprüft wurde der Zeitraum 2014 bis 2018.
Die Hintergrundgeschichte: In den Jahren 2011 und 2012 kam es vermehrt zu Störungen bei der Linie U4. Damals erklärten die Wiener Linien, dass sich die Gesamtpünktlichkeit der Linie unter anderem wegen des hohen Alters der Anlagen verschlechtert habe. 2012 wurden die Wiener Linien von der damals zuständigen Stadträtin Renate Brauner (SPÖ) damit beauftragt, eine "großangelegte" Modernisierung der Linie U4 zu prüfen.
Das zunächst auf rund 335 Mio. Euro kalkulierte Projekt startete 2014. 2018 mussten die Kosten um rund 44 Mio. Euro auf rund 379 Mio. Euro angepasst werden. Grund dafür war, dass in der ursprünglichen Kostenschätzung künftige Preissteigerungen bis zum geplanten Projektende im Jahr 2024 nicht berücksichtigt waren, war in dem Bericht zu lesen.
Der Rechnungshof nahm im Rahmen seiner Überprüfung - da dies ja auch einer der Gründe für das Großvorhaben war - die Zuverlässigkeit der U4 "aus Fahrgastsicht" unter die Lupe. Diese lag zwischen 2009 und 2018 "grundsätzlich" unter dem Durchschnitt aller U-Bahnlinien. Bei der Zahl der Störungsmeldungen, die in der Infrastruktur begründet waren, lag die U4 zwischen Oktober 2013 und Dezember 2018 häufiger über dem Durchschnitt. Dabei wurde aber auch darauf aufmerksam gemacht, dass die Zuverlässigkeit der U4 trotz allem auf "einem hohen Niveau" gegeben gewesen sei - nämlich zwischen 99,65 und 99,95 Prozent.
Was die Ursachen für die Ausfälle auf der Linie U4 anbelangt, so sei dies (zwischen 2009 und 2018) in 51 Prozent auf die Fahrzeuge zurückzuführen, zu 30 Prozent auf die Kundinnen und Kunden bzw. externe Einflüsse und nur zu 14 Prozent auf die Infrastruktur. "Die Modernisierung der Infrastruktur wird daher auch nur einen begrenzten Beitrag zur Steigerung der Zuverlässigkeit der Linie U4 leisten", lautet daher das Fazit der Überprüfung, wobei die Modernisierung selbst aber auch als "vorausschauende Investition" bewertet wurde. Und weiter: "Der Rechnungshof Österreich empfiehlt daher den Wiener Linien, dies der Öffentlichkeit zu kommunizieren."
Die Wiener Linien entgegneten im Bericht, dass sich zur Zeit der Überprüfung noch keine verlässlichen Schlussfolgerungen ziehen lassen, da das Vorhaben noch bis 2024 andauere. In einer Stellungnahme gegenüber der APA hieß es: "Die Modernisierungsarbeiten zeigen natürlich Wirkung." Nach der Sanierung des U4-Westastes im Jahr 2016 (gemeint ist damit der Bereich zwischen Hütteldorf und Schönbrunn) hätten die Störungen 2018 im Vergleich zu 2015 für die Fahrgäste um 18,2 Prozent reduziert werden können. "Bei insgesamt 28 Störungen konnte eine Einstellung des Fahrbetriebs verhindert werden."
Die gesamte Zuverlässigkeit der U4 sei 2018 bei 99,27 Prozent gelegen. "Von 1.000 Fahrten sind nicht einmal sieben Züge ausgefallen bzw. konnten ihr Kilometerpensum nicht wie geplant erfüllen."
Auch die Rolle der Wiener Linien als Bauherr wurde vom Rechnungshof durchleuchtet. Hier kamen die Prüfer zur Auffassung, dass diese "proaktiv" wahrgenommen worden sei, auch um Probleme zu lösen. Das Projektcontrolling sei grundsätzlich geeignet, wurde gelobt. Kritik gab es hingegen dafür, dass Risiken nicht durchgängig bewertet worden seien. Außerdem sei bis Juli 2017 die Valorisierung der anfallenden Kosten bis zum geplanten Projektende 2024 unterblieben.
Im Rahmen der Prüfung wurde auch ein genauerer Blick auf die Sanierung der Station Stadtpark geworden. Ursprünglich wurde ein Auftrag in Höhe von 1,80 Millionen Euro für Baumeister- und Ausbauarbeiten vergeben. Es kam jedoch zu einer Erhöhung von 23 Prozent der Auftragssumme - die Schlussrechnung lag bei 2,15 Millionen Euro. Begründet wurde diese Steigerung mit ausgeführten Zusatzleistungen. Was der Rechnungshof diesbezüglich nicht unerwähnt lassen wollte: Von den ausgeschriebenen 381 vereinbarten Leistungen wurden nur 242 ausgeführt und verrechnet.
Hier unterstrichen die Wiener Linien: "Die vorhandenen Pläne der Station stimmten nicht mit dem tatsächlichen Zustand überein. In Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt haben die Wiener Linien deshalb mehr Arbeit in die Sanierung gesteckt als vorgesehen um auch weitere Sperren zu verhindern." Es wurde betont, dass keine Mehrkosten auf das Gesamtprojekt gesehen entstanden seien: "Die Kosten wurden an anderer Stelle eingespart."