Kurz sagte bei Treffen Unterstützung zu

Polizeischutz für Leonies Familie

Leonies Familie kann Beistand gut gebrauchen. Der Kanzler hat dies zugesichert.

Wien. Der „Fall Leonie“ um das getötete 13-jährige Mädchen aus Tulln lässt das Land nicht los. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit traf sich nun Bundeskanzler Sebastian Kurz jetzt mit Leonies Eltern, hörte sich ihre Sorgen an, versprach Unterstützung. Die wird die trauernde Familie dringend benötigen. Denn die Mutter, der Vater und die Geschwister werden ein zweites Mal zu Opfern. Vor allem in den sozialen Medien werden ihnen schwere Vorwürfe gemacht, die bis zu einer Mitschuld am gewaltsamen Tod der 13-Jährigen reichen.

Polizeischutz für Leonies Familie
© oe24
Die letzten Fotos: Leonie mit zwei der Afghanen, wenige Stunden vor der Tat.

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Wie mehrfach berichtet, war Leonie in der Nacht zum 26. Juni von mutmaßlich vier afghanischen Flüchtlingen unter Drogen gesetzt und von zumindest zwei von ihnen missbraucht worden. Infolge der Vergewaltigungen starb die Schülerin.

Die Afghanen im Alter zwischen (angeblich) 16 und 23 Jahren sitzen in Haft. Bei drei von ihnen war ein Asylantrag längst abgelehnt worden, weil sie sich teils mehrfach strafbar gemacht haben. Sie schieben sich inzwischen gegenseitig die Schuld am Tod der 13-Jährigen zu. Im Ermittlungsakt wird deutlich, wie wenig ihnen das Leben Leonies bedeutete: „Es ist egal, dass sie tot ist, sie war sowieso eine Schlampe“, sagte einer der Beschuldigten.

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Die letzten Fotos: Leonie mit zwei der Afghanen, wenige Stunden vor der Tat. 

Anfeindungen. Vor allem Leonies ältere Schwester wird seitdem angefeindet, wie die Eltern in einem Interview mit dem Magazin News (siehe rechts) sagen. Möglicherweise auch aus einer Community, mit der sie schon vor mehr als einem Jahr große Probleme hatte. Die Jugendliche wurde in Wien-Donaustadt verprügelt, ein Video davon ­gemacht. Der verstörende Vorgang war der Grund, warum die Eltern mit Leonie nur wenige Monate vor ihrem Tod von Wien nach Tulln gezogen waren.

Polizei sichert Begräbnis. Die Drohungen sind mitunter so massiv, dass das Landeskriminalamt vorgesorgt hat. Kripo-Beamte werden das Begräbnis von Leonie absichern, das für Ende August geplant ist. Nach einer Feuerbestattung wollen die Eltern die sterblichen Überreste ihrer Tochter in einer Urne nach Hause holen.

Polizeischutz zu Hause. Und auch zuvor soll alles für die Sicherheit der Hinterbliebenen getan werden. Das Bundeskanzleramt hat den Eltern zugesichert, ihr Zuhause noch stärker von Polizeistreifen sichern zu lassen. Bundeskanzler Kurz bot an, ihn jederzeit persönlich kontaktieren zu können.

"Konnten uns nicht einmal von ihr verabschieden"

In einem Interview mit dem Magazin „News“ meldeten sich Leonies Eltern zu Wort.

Leonies Eltern sprechen über ihr Kind, die teils beleidigenden Reaktionen, ihre Forderungen an die Politik.

  • über Leonie: „Die Leonie wollte beim Tierschutz mitmachen, wir haben ja selbst einen kleinen Zoo zu Hause. Sie wollte sich der Organisation ‚Sea Shepherds‘ anschließen, die das Leer­fischen der Ozeane verhindern will. Leider haben sie mitgeteilt, dass Leonie noch zu jung sei. Da war sie enttäuscht.“
  • über ihre Gefühle: „Wut, Leere, Trauer – und das wechselt völlig unvorhersehbar alle zehn Minuten.“
  • über die Anfeindungen im Netz: „Da urteilen Menschen über uns, die uns nicht einmal kennen. Was da alles kursiert – einmal sind wir die sozial Schwachen, die ihr Kind verwahrlosen ließen. Dann die, die von Medium zu Medium ziehen, um mit unserem Kind Geld zu machen. Und natürlich die, die als Eltern versagt haben, ihrer Aufsichtspflicht nicht nachgekommen wären. Da ist dieser Schmerz – und dann wirst du zu allem Überfluss noch mit Häme übergossen.“
  • über die Politik und Behörden: „Wenn Zeit gefunden wird, um zwei integrierte Mädels in einer Nacht-und-Nebel-Aktion abzuschieben, dann frage ich mich, weshalb Drogendealer und Ex-Häftlinge, die wegen sexueller Straftaten eingesessen sind, frei herumlaufen können. Die Behördernarbeit muss viel, viel besser verzahnt und koordiniert sein. [...] Die Täter hätten nicht deshalb nicht hier sein dürfen, weil sie Flüchtlinge sind – nein, nein, sondern wegen ihrer kriminellen Laufbahn.“
  • über die Beerdigung: „Wir sind nach Mariazell, um ihr dort einen Rosenkranz zu besorgen, den wir ihr in die Hände legen wollen. [...] Jetzt, nach einem Monat haben wir zumindest einen Begräbnistermin. Was das Schlimmste ist: Wir konnten uns nicht einmal von ihr verabschieden. Ich wollte sie waschen, sie anziehen, doch das hat die Gerichtsmedizin nicht zugelassen.“ 
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