Spitals-Chaos

Alarm um Gefährdungsanzeigen in Wiens Krankenhäusern

Teilen

22 Mal schlugen Wiens Spitalsärzte und Pfleger im ersten Halbjahr Alarm - öfter als in den Jahren von 2015 bis 2018 zusammen

Extrem lange OP-Wartezeiten, die dann noch dazu in Terminabsagen enden. Stundenlanges sitzen in überfüllten Ambulanzen. Horrende Zustände auf den Stationen mit Gangbetten und Co., dazu Personalnot, die zur Schließung ganzer Abteilungen führt - die Wiener Spitäler sind in einer existenziellen Krise, auch wenn die Stadtregierung sie gesundbeten will.

Eine Anfragebeantwortung durch SP-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, die oe24.at vorliegt, zeigt jetzt die volle Dramatik der Situation auf: Im ersten Halbjahr 2023 wurden in den Spitälern des Wiener Gesundheitsverbunds bereits 22 Gefährdungsanzeigen eingebracht - das sind Stellungnahmen des medizinischen und pflegerischen Personals, die auf einen Missstand hinweisen, der zur Bedrohung von Leib und Leben für die Patienten werden kann, oder das schon ist.

Das ist eine regelrechte Explosion der Gefährungsanzeigen: In den Jahren 2015 bis 2018 zusammen waren es weniger, nämlich nur 21, selbst in den Jahren 2019 (15 Anzeigen) und 2020 (19 Anzeigen) waren es am Jahresende weniger als jetzt schon im ersten Halbjahr zusammenkamen.

Besonders alarmierend ist laut ExpertInnen die Verlagerung der Probleme von den Kliniken Ottakring und Floridsdorf in die Kliniken Favoriten und Donaustadt, die sechs bzw. sieben Anzeigen im ersten Halbjahr verzeichneten. Laut VP-Gesundheitsheitssprecherin Ingrid Korosec keimt da der Verdacht auf, dass "das auf die Verlagerung von Leistungen aus bisherigen Krisenabteilungen zurückzuführen ist".

Allein die Zahl von 146 Gefährdungsanzeigen von 2015 bis 2022 weist auf strukturelle Mängel beim Personal im medizinischen- und Pflegebereich hin, dass es heuer schon 22 Anzeigen gab zeigt, dass sich die Lage verschlimmert. Besonderes "Sorgenkind" ist die neue, milliardenteure Klinik Floridsdorf - obwohl erst seit 2019 in Betrieb, sind hier schon 32 Gefährdungsanzeigen eingelangt, deren überwiegende Mehrzahl auf eklatanten Personalmangel zurückzuführen ist. "Die Patientensicherheit war und ist gefährdet, das medizinische Personal fühlt sich im Stich gelassen", kritisiert Korosec die Fehlplanungen beim skandalumwitterten ehemaligen KH-Nord, heute Klinik Floridsdorf.

Den unerfreulichen ersten Platz teilt sich die Klinik Floridsdorf mit der viel kritisierten Klinik Ottakring - auch hier ist Personalmangel der Hauptgrund der Gefährdungsanzeigen.

Im Büro von Stadtrat Peter Hacker kann man die Erregung nicht nachvollziehen: „Im Vorjahr gab es 75 Gefährdungsanzeigen - da sind 22 im ersten Halbjahr sogar ein Rückgang.“
 

Korosecs ist dennoch empört: "Höchste Zeit, dass die Verantwortlichen aus ihrer Lethargie erwachen und die Personalnotlage aktiv angehen. Die Gesundheit der Wiener und Wienerinnen darf nicht länger aufs Spiel gesetzt werden."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.