Eine werdende Mutter wurde am Dienstag mit Verdacht auf eine Schwangerschaftsvergiftung in ein Krankenhaus eingeliefert. Trotz Überweisung durch ihren Gynäkologen blieb die ärztliche Untersuchung stundenlang aus, weil laut den Angaben der Frau nur eine Ärztin im Dienst war.
In der Klinik Favoriten hat sich am Dienstag ein Vorfall ereignet, der für viel Aufregung sorgt. Eine schwangere Frau mit Verdacht auf eine Schwangerschaftsvergiftung musste fast sechs Stunden auf eine medizinische Untersuchung warten, wie sie gegenüber oe24 schildert. Zu diesem Zeitpunkt sei im gesamten gynäkologischen Bereich nur eine einzige Ärztin im Dienst gewesen, die gleichzeitig für Geburten im Kreißsaal und für Notfälle in der Ambulanz verantwortlich war.
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Die verzweifelte Frau kam gegen 14 Uhr mit einer dringenden Überweisung ihres Gynäkologen in das Spital. "Uns wurde sofort gesagt, dass wir sehr lange warten müssen. Es sei nur eine Ärztin da, die gerade bei einer Geburt sei und auch alle anderen Patientinnen betreue", erinnert sich die Mutter der Schwangeren. Eine Schwangerschaftsvergiftung ist gefährlich und kann sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind lebensbedrohlich sein.
Patientinnen verließen das Krankenhaus
Während der langen Wartezeit wurde die Unsicherheit immer größer. "Meine Tochter hatte große Angst um ihr Baby. Ich habe sie immer wieder beruhigt. Sie war verunsichert und erschöpft“, schildert die Mutter gegenüber oe24. "Wir haben miterlebt, wie andere schwangere Frauen nach stundenlangem Warten frustriert das Krankenhaus verlassen haben.“
Auf Nachfrage nach mehreren Stunden des Wartens teilte das Personal im Spital der Frau mit, dass die Besetzung mit nur einer Fachärztin während der Nachmittagsschichten "üblich" sei. Es handle sich um eine "Standarddienstregelung", wie sie in vielen öffentlichen Spitälern in Wien gelte.
Erst gegen 20 Uhr wurde die Patientin untersucht. Es folgte ein Ultraschall, um den Zustand von Mutter und Kind abzuklären. Beide sind inzwischen wohlauf, doch der Fall hat bei der Familie tiefe Verunsicherung hinterlassen.
Gesundheitsverbund nimmt Stellung
Seitens des Wiener Gesundheitsverbundes kann man den geschilderten Fall aus datenschutzrechtlichen Gründen leider nicht im Detail beurteilen, weil keine Einwilligung der Patientin zur Einsicht in ihre medizinischen Unterlagen vorliegt. "Bei der Ankunft in der gynäkologischen Ambulanz wird jede Patientin von erfahrenem Personal eingeschätzt. Das dient dazu, die Dringlichkeit der Behandlung zu erkennen. Bei Verdacht auf eine akute Schwangerschaftsvergiftung, findet selbstverständlich eine rasche medizinische Versorgung statt. An diesem Tag wurde in der Klinik Favoriten keine Patientin mit einer Schwangerschaftsvergiftung behandelt", heißt es in einer Stellungnahme.
Nachmittags seien in den Ambulanzen des Gesundheitsverbundes drei Ärzte dauerhaft im Einsatz, die sich um das Wohl der Patientinnen und Patienten kümmern. Gerade in der Gynäkologie sei oft besondere Flexibilität gefragt – Geburten seien nicht planbar, und bei mehreren gleichzeitig oder bei komplizierten Verläufen kann es zu Verzögerungen von weniger dringlichen Behandlungen kommen.
FPÖ misstraut Hacker
Maximilian Krauss, Klubobmann der Wiener FPÖ, zeigt sich empört über den Vorfall. Er spricht von einem "dramatischen Beleg für das Totalversagen von SPÖ-Gesundheitsstadtrat Hacker". In einer scharfen Wortwahl nennt Krauss Peter Hacker den "Totengräber des Wiener Sozial- und Gesundheitssystems" und fordert seinen Rücktritt. Die FPÖ will im Gemeinderat im Herbst einen Misstrauensantrag einbringen.