Unfassbar – aber jetzt werden schon unschuldige Babys zur Zielscheibe im Internet.
Man fragt sich schon, was in den Köpfen so mancher Zeitgenossen vor sich geht. Da kommt ein Säugling 47 Minuten nach Mitternacht in der Rudolfstiftung in Wien zur Welt und wird damit das Neujahrbaby der Bundeshauptstadt. Und dann fällt Usern im Internet nicht Besseres ein, als ihren fremdenfeindlichen Müll über Eltern und Kind auszuleeren. Ein Shitstorm gegen ein süßes Baby – zum Fremdschämen.
Ein Säugling wird übel beschimpft
Asel – so heißt die Kleine von Mama Naime und Papa Alper T. Bei der Geburt war sie 51 Zentimeter groß und wog 3.460 Gramm. Das Foto von Eltern und Kind zierte alle Medien – natürlich auch ÖSTERREICH. Das Wichtigste aber: Die Mutter und ihr Töchterchen sind wohlauf. „Meines Wissens kam in Leoben das Neujahrsbaby um 0.01 Uhr auf die Welt und nicht ein Flüchtlingskind“, postete ein User auf Facebook. Der Kommentar gehört noch zur harmloseren Sorte: „Ist mir scheißegal, wird sicher nicht der letzte Osmane sein, der in Wien geboren wird“, schreibt ein anderer. Noch rassistischere Beiträge sollen an dieser Stelle unerwähnt bleiben, um einer bestimmten Klientel eine nicht noch größere Plattform zu geben.
Viele Wiener haben auch von Herzen gratuliert
Naime, Alper und Asel T. sind eine kleine Wiener Bilderbuchfamilie – auch wenn manche dies nicht verinnerlichen können. Der Trost an der Geschichte über das Neujahrsbaby: Sehr, sehr viele haben den Eltern auch zu ihrem Töchterchen gratuliert. „Das ist das Entscheidende“, sagt Mutter Naime (siehe Interview).
Naime T.: "Solche Leute gibt es überall"
ÖSTERREICH: Wie geht es Ihnen und Ihrer Tochter?
Naime T.: Danke, uns geht es sehr gut. Wir werden vermutlich schon morgen entlassen werden können. Dass unsere Tochter gesund ist, freut uns sehr. Ich war schon seit Freitag im Spital. Wir haben nur noch auf sie gewartet.
ÖSTERREICH: Sie haben auf Facebook viele Glückwünsche erhalten, aber auch negative Kommentare. Haben Sie davon gehört?
Naime T.: Ja, leider. Dabei hatten wir gar keine schlechten Gedanken, als wir diesem Foto zugestimmt haben.
ÖSTERREICH: Wie denken Sie über die Hass-Postings?
Naime T.: Dass es egal ist. Solche Leute gibt es doch überall. Für uns ist jetzt unsere Tochter das Wichtigste, wir werden uns nur auf sie konzentrieren.
ÖSTERREICH: Würden Sie diesen Leuten vielleicht gerne etwas mitteilen?
Naime T.: Nein, wozu? Ich kann mit meinen Worten doch sowieso nichts ändern. Ich möchte zu ihnen gar nichts sagen. Wir sind also auch nicht traurig oder so. Lieber möchte ich mich bei den Menschen bedanken, die uns gratuliert haben und schöne Kommentare geschrieben haben. Ihnen möchten wir ausrichten, dass wir uns sehr darüber gefreut haben.
Larissa Eckhardt