Trotz Coronavirus weichen die Wiener Linien nicht von ihrer Putzroutine ab.
Wien. Straßenbahnremise Favoriten, 1.55 Uhr: Ein Putztrupp der Wiener Linien rückt mit ganz normalen Reinigungsmitteln und feuchten Tüchern an – eine Bim-Garnitur wird geputzt. „Ein Mal pro Tag wird vom Bus bis zur Bim und zur U-Bahn jede Garnitur gründlich gereinigt – mit normalen Putzmitteln werden besonders jene Flächen wie Haltegriffe gesäubert, die häufig berührt werden“, heißt es von den Wiener Linien.
Szenenwechsel: Wuhan, Hauptbahnhof. Im Epizentrum des Corona-Outbreaks, 8.059 Kilometer von Favoriten entfernt, rückt ebenfalls ein Putztrupp an. Zum dritten oder vierten Mal wird heute der Eisenbahnwaggon chemisch bombardiert – mit kärcherartigen Sprühpistolen wird in jede Ritze Desinfektionsmittel gesprüht. So rückt man in China dem Coronavirus zu Leibe – mit Erfolg, wie die sinkende Zahl der Infektionen zeigt.
"Händewaschen nützt mehr als Desinfektion"
Schutz. „Wir haben mit dem Krisenstab der Stadt und Experten gesprochen: Händewaschen durch die Fahrgäste selbst nützt mehr als jedes Desinfektionsmittel“, heißt es von den Wiener Linien. Tatsächlich sagt auch Hygiene-Expertin Marion Krejci von hygline.at, dass eine „einmalige Desinfektion der U-Bahn, wo ja ständig neue Gäste mit neuen Keimen einsteigen, kaum bei der Unterbindung von Corona hilft. Die Bilder aus China sind Show für die Psyche. Aber eine häufigere Grundreinigung wäre sinnvoll.“
Nepp: "Grob fahrlässig, das gefährdet Leben"
Kritik. „Dass nicht wie in China massiv desinfiziert wird, ist grob fahrlässig. So gefährden die Wiener Linien Menschenleben“, ärgert sich FP-Chef Dominik Nepp dennoch.
Indes gehen in allen modernen U-Bahnen die Türen von selbst auf, ohne dass Fahrgäste das Knöpfchen drücken müssen. Und bei älteren Bims geht zum Schutz der Fahrer nur die halbe Vordertür auf.
Josef Galley