Ein Polizist erschoss eine psychisch kranke Frau. War es ein Mord?
Wien. Das gab es noch nie: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordverdachts gegen einen Polizisten, der im Einsatz eine bewaffnete Frau erschossen hat. Das sorgt für Unverständnis in den Reihen der Exekutive.
Der 24-jährige Beamte der Sondereinheit WEGA war mit fünf Kollegen im Jänner nach Hietzing gerufen worden, weil eine 67-Jährige ihre Heimhilfe mit einem Messer bedroht hatte. Nachdem ein Taser-Einsatz gegen die Frau fehlgeschlagen war und der hierfür eigentlich vorgesehene Beamte nicht zur Waffe griff, tat dies der 24-Jährige. Er stand der bewaffneten Frau am nächsten, war am stärksten bedroht. Doch „nur“ eine Notwehrüberschreitung sehen die Ermittler (noch) nicht. Sondern zumindest einen bedingten Vorsatz. Der Polizist nahm billigend den Tod der Frau in Kauf, er hätte sie möglicherweise mit gelinderen Mitteln außer Gefecht setzen können. Ob dies tatsächlich für eine Mordanklage ausreicht, scheint zweifelhaft.
Der WEGA-Beamte ist übrigens weiter im Dienst. Nur wenige Tage nach dem Todesschuss wurde er zu einem ähnlich brenzligen Einsatz gerufen. Er meisterte ihn tadellos.