Fall der Woche

Millionärin (71) Sterbemittel verabreicht: Bekannter Winzer unter Mordverdacht

Ein unglaublicher Fall wurde aufgrund einer Anzeige aus dem Umfeld des Opfers aufgerollt. Der 57-Jährige sitzt in U-Haft.

Ein gutaussehender Winzer aus der Weststeiermark steht unter dringendem Mordverdacht. Der 57-Jährige, der für seine Weine bekannt ist, wurde Mitte Juli verhaftet und sitzt nun in Untersuchungshaft in St. Pölten. Der Vorwurf: Er soll seiner 71-jährigen Lebensgefährtin in ihrem Anwesen in Sichelbach, Kirchstetten, ohne ihr Wissen ein Sterbemittel verabreicht haben. Am 7. März starb das mutmaßliche Opfer an der Einnahme des Mittels Pentobarbital Natrium.

Besonders brisant: Der Alleinerbe der Millionärin, die mehrere Immobilien besitzt, ist der bekannte Winzer. Mit ihrer Tochter soll sie in den letzten Jahren kaum Kontakt gehabt haben. Das Haus in Sichelbach, in dem die 71-Jährige gestorben war, wird derzeit für drei Millionen im Internet verkauft. Besitzer: Der gleiche Winzer. 

Anwesen Sichelbach/Kirchstetten Winzer
© Marvin Bergauer/oe24 TV: Das Anwesen der 71-Jährigen in Sichelbach.

Gemeinsame Liebe zu Pferden

Doch zum Anfang: Die beiden hatten sich 2017 über ihr gemeinsames Hobby, das Reiten, kennengelernt. Laut Staatsanwaltschaft entwickelte sich eine Liebesbeziehung. Michael Dohr, der renommierten Verteidiger des 57-Jährigen, sagt, sie wäre nur eine gute Freundin gewesen, eher wie eine Familie. Bis zu ihrem Schlaganfall 2023 sei sie noch verheiratet gewesen, danach nahm sich ihr Mann das Leben. 

Winzer
© www.vogl-perspektive.at

Weil es jedenfalls der sehr wohlhabenden Frau, aufgrund des Schlaganfalls gesundheitlich immer schlechter ging - sie war bettlägerig und musste 24 Stunden betreut werden - soll sie Anfang dieses Jahres eine sogenannte Sterbeverfügung in die Wege geleitet haben. Denn seit 2022 ist ein assistierter Suizid auch in Österreich möglich. Zwei Ärzte sollen sie separat voneinander befragt haben, die Unterlagen wurden im Februar von ihr unterzeichnet.

"Lebenswillen" zum Todeszeitpunkt

Doch laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten soll sie zum Todeszeitpunkt wieder Lebenswillen gezeigt  haben. Ausschlaggebende für den Mordverdacht: An ihrem Todestag soll der 71-Jährigen nicht bewusst gewesen sein, dass das Mittel, welches ihr der Beschuldigte hingestellt hatte, sie umbringen würde. Aufgrund einer Anzeige aus dem Umfeld der Toten wurde der Fall erst ins Rollen gebracht. Die Beweise hätten sich zugespitzt, die Festnahme auf dem Weingut wurde veranlasst. 

Ein Beweis: Tonbandaufnahme der Verstorbenen

Belastend für den Steirer, für den noch immer die Unschuldsvermutung gilt, soll eine Tonaufnahme eines Pflegers der Toten sein. Auf dieser soll der Mann die Schwerkranke gefragt haben, ob sie sterben wolle. Dies soll sie zu dem Zeitpunkt verneint haben.

Michael Dohr

Anwalt Michael Dohr. 

© oe24.TV/Screenshot, Anwalt Michael Dohr

Der Top-Verteidiger des bekannten Winzers ist der festen Überzeugung, dass sein Mandant zu Unrecht verhaftet wurde. "Er versteht die Welt nicht mehr", sagt Dohr. Es gebe kein Motiv für diese Tat. "Die Frau kannte diesen Pfleger ja gar nicht, vor einem Fremden gibt man das nicht zu." Außerdem hätte die Verstorbene ihr Vermögen dem 57-Jährigen bereits 2022 offiziell geschenkt. Deshalb gebe es nichts mehr zu erben. Bei der Staatsanwaltschaft kontert man, dass die Frau allerdings ein lebenslanges Wohnrecht ihn ihrem Anwesen, das jetzt zum Verkauf steht, gehabt habe. Doch ein Motiv?

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