U-Bahn-Fahrer

„Wurde wegen 
Facebook gefeuert“

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Eine U-Bahn bleibt 2 Stunden lang stecken. Nenad S. soll den Zug abschleppen.

Das soziale Netzwerk Facebook wird zum Job-Killer. Jetzt wurde ein U-Bahn-Fahrer fristlos gefeuert – weil er im Internet einen Bericht über seine Arbeit online stellte.

Die Vorgeschichte: Am 18. Juni, um 8.20 Uhr in der Früh, bleibt eine defekte U 4 nahe der Station Schönbrunn stehen. Die Passagiere werden evakuiert, der Zug muss abgeschleppt werden. Diesen Auftrag bekommt Zug-Fahrer Nenad S. (44) – er ist mit seinem Zug in der Nähe.

Ab da beginnt seine persönliche Katastrophe: „Ich habe alles für das Abschleppen vorbereitet, doch die Fahrerin des defekten Zugs wollte das Problem anders lösen“, erzählt Nenad. Sie rief die Leitstelle an, forderte einen Spezial-Rüstwagen an. Nenad: „Die Dame hatte viel mehr Erfahrung als ich im Job, ich glaubte, sie macht das Richtige.“

Doch: Der U-Bahn-Verkehr blieb fast zwei Stunden stehen, Tausende Menschen kamen viel zu spät in ihre Arbeit.

Wr. Linien: „Treuepflicht gilt auch auf Facebook“
Der Fall wurde von den Wiener Linien untersucht. Nenad dauerte es zu lange, er wollte sofort Klarheit. Auf einer geschlossenen Facebook-Gruppe für U-Bahn-Lenker schilderte er seine Sicht. Er wollte von Kollegen wissen, ob er alles richtig gemacht hatte. Am nächsten Tag wurde er in die Direktion zitiert. „Sie zogen mein Posting aus der Lade und sprachen mir die fristlose Kündigung aus.“

Die Wiener Linien zum Vorfall: Erst das Fehlverhalten des Fahrers habe die Störung in die Länge gezogen, „das Sahnehäubchen war, dass er ein internes Protokoll veröffentlicht hat – Treuepflicht gilt auch auf Facebook“, so Sprecherin Anna Maria Reich. Seit Ende Juni ist Nenad, Vater von drei Kindern, ohne Job: „Ich bin am Boden zerstört, ich habe ja alles richtig gemacht.“

ÖSTERREICH: Warum verloren Sie Ihren Job?
Nenad S.:
Der einzige Grund war mein Posting – ich habe auf Facebook einen Bericht zu einem Schadensfall (Zug stand zwei Stunden still, Anm.) geschrieben. Ich wollte Rat von Kollegen.

ÖSTERREICH: Aber Sie können ja interne Informationen nicht öffentlich diskutieren?
S.:
Es war eine geschlossene Gruppe, nur U-Bahn-Personal kann das sehen.

ÖSTERREICH: Wie geht es weiter?
S.:
Die werden mich nicht mehr einstellen. Jetzt bin ich seit zwei Monaten ohne Job, muss aber eine Familie ernähren. Die Ungerechtigkeit schmerzt. Ich bin am Boden zerstört.

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