Der Hallstätter Gletscher ist nicht mehr zu retten, auch in den optimistischsten Klimaszenarien nicht.
Das berichteten Klimaschutzministerin Leonore Gewessler und der oberösterreichische Landesrat Stefan Kaineder (beide Grüne) bei einer Begehung am Mittwoch und fordern wie Glaziologin Andrea Fischer konsequenten Klimaschutz. In der Eisfläche auftauchende Felsinseln beschleunigen die Abschmelzung, warnt Klaus Reingruber, der die Forschungen am Gletscher leitet.
"Seit Beginn des Messprogramms im Jahr 2006 hat der Hallstätter Gletscher von 152 Mio. Kubikmetern mit mehr als 56 Mio. Kubikmetern ein Drittel seiner Masse verloren und auch rund 800.000 Quadratmeter an Fläche des ewigen Eises sind auf immer unwiederbringlich", hieß es in den Unterlagen zu der Pressefahrt. Die Gletscherschmelze setzt sich unvermindert fort.
Konsequenzen nicht vorhersehbar
"Es könnte in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts wärmer werden als in den letzten 1,5 Mio. Jahren", erklärte die Glaziologin und Wissenschafterin des Jahres 2023 Andrea Fischer. Die Konsequenzen für die Umwelt seien nicht vorhersehbar, etwa, wo noch sichere Plätze für Siedlungen seien. Anpassungsmaßnahmen würden unmöglich. "Die gute Alternative ist es, den Klimawandel zu begrenzen. Das alles lernen wir aus sehr vielen Messreihen weltweit, unter anderem hier am Hallstätter Gletscher."
"Die Gletscherschmelze ist ein Warnsignal - wenn wir jetzt nicht mutig vorangehen und das Klima konsequent schützen, dann ist es zu spät. Dann werden sich die Berge und dieser Planet wie wir ihn kennen, unwiederbringlich verändert haben", warnt Gewessler. Die Unwetter nehmen durch die Klimakrise an Häufigkeit und Intensität zu, "Tendenz stark steigend. Renaturieren statt betonieren ist hier die Devise, wenn wir uns vor den fatalen Folgen der Erhitzung besser schützen wollen", fordert Kaineder.
Massiver Massenverlust
Im kommenden Oktober wird die 18. Bilanz des Forschungsprojektes "Klima und Massenhaushalt des Hallstätter Gletschers" vorliegen, die abermals negativ sein wird. War der massive Massenverlust in den ersten Jahren vor allem in der unteren Gletscherhälfte messbar, ist mittlerweile die gesamte Gletscherfläche betroffen. "Prägnant ist die Zerteilung der Eisfläche durch die auftauchenden Felsinseln, die in Konsequenz die Abschmelzung beschleunigt", zieht der Leiter des Forschungsprojekts Klaus Reingruber von BlueSky Wetteranalysen traurige Bilanz. Auch die anderen drei Dachsteingletscher seien in einem sehr ähnlichen Zustand.
Seit Projektbeginn 2006 habe sich der Hallstätter Gletscher massiv verändert, Felsen, Schutt und zerfranste Gletscherränder sowie mancherorts zunehmende Steinschlaggefahr erschweren die Arbeit der Glaziologen. Deshalb würden mittlerweile digitale Fernerkundungsmethoden verstärkt eingesetzt werden "in Kürze auch Drohnen des Landes Oberösterreich", so Reingruber.
Mit den interaktiven Installationen des Landes Oberösterreich "APPtauen" und "Digitales Fernrohr" macht man in der Dachstein-Bergstation auf 2.700 Metern Höhe auf den Klimawandel aufmerksam.