10.000 Suchenden stehen 4.300 Lehrlingsplätze zur Verfügung. Nur in der Touristik-Branche gibt es einen Stellenüberhang.
Zwei Wochen vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres haben immer noch 10.000 Jugendliche in Österreich keinen Ausbildungsplatz, berichten die "Salzburger Nachrichten" in ihrer Montag-Ausgabe. Insgesamt sind derzeit nur noch knapp freie 4.300 Lehrstellen im Angebot. Wer meint, der verzweifelte Ruf nach Fachkräften würde mehr Betriebe dazu animieren, auszubilden, um wenigstens in ein paar Jahren genügend Fachpersonal zu haben, der irrt.
Zahl ausbildender Betriebe fällt ab 2008
Denn laut einer
aktuellen Studie der Synthesis-Forschung dürfte nach einer kurzfristigen
Erholung ab 2008 auch wieder die Zahl der Ausbildungsbetriebe sinken.
Große Konkurrenz am Stellenmarkt
In vielen Betrieben, etwa
in der Metall- und Elektrobranche, werden Handelsschul- und HAK-Absolventen
sowie generell Schulaussteiger gegenüber Lehrlingen bevorzugt. Hier suchen
jeweils mehr als 2.000 Jugendliche erfolglos eine Lehrstelle. Auch die
Lehrstellenanwärter für einen Sekretariatsjob bekämen zunehmend Konkurrenz
von Handelsschul- oder HAK-Absolventen.
Tourismus mit Stellenüberhang
"Besser schaut es nur in
den Fremdenverkehrsberufen aus", wird Maria Hofstätter vom
Arbeitsmarktservice Österreich zitiert. Der Fremdenverkehr sei die einzige
Branche, wo österreichweit ein eindeutiger Stellenüberhang registriert
werde. Laut AMS-Statistik suchen dort doppelt so viele Betriebe Lehrlinge,
als Lehrstellenanwärter vorgemerkt sind. Der Tourismus ist auch der
Hauptgrund dafür, dass Salzburg erstmals seit vielen Jahren und als einziges
Bundesland mit einem Stellenüberhang von 540 offenen Stellen zu 316
vorgemerkten Suchenden aus der Reihe tanzt. 300 dieser offenen Stellen
kommen aus dem Tourismus.
Koch und Kellner
Zahlen, die Sepp Schellhorn, Präsident der
Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), relativiert: Die Situation im
Fremdenverkehr habe sich "gedreht". Auf eine Lehrstelle in seinem
Betrieb kämen fünf Bewerber. Der Qualitätsbetrieb dürfe nicht "mit
dem Chinesen ums Eck" verglichen werden. Der ÖHV-Chef ortet wieder mehr
Interesse am Beruf Koch und Kellner.
Dass so viele Jugendliche noch immer keine Lehrstelle gefunden haben, hat nach Expertenmeinung auch noch andere Gründe: Laut Siegfried Steinlechner, Leiter des AMS Salzburg, geht die Schere zwischen angebotener und nachgefragter Qualifikation immer weiter auf. Beobachtungen, die auch Spar-Sprecherin Nicole Berkmann macht: "Anfragen kriegen wir sehr viele. Aber gute Leute zu finden, wird immer schwieriger."
Immer mehr "Abbrecher"
Die aktuelle Studie der
Synthesis-Forschung zeigt, dass auch immer mehr Jugendliche ihre Lehre
abbrechen. 17.000 waren es im Jahr 2006. Da traten mit 44.300 Jugendlichen
um 1.700 mehr als 2005 eine Lehre an, bis 2011 dürfte diese Zahl wieder auf
42.500 zurückgehen.