Familienpolitik

2. Kindergartenjahr doch nicht gratis

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Auch bei Sprachproblemen soll Pflichtkindergarten nicht gratis werden.

Ab 2015 soll eine Sprachstandsfeststellung für alle Dreieinhalbjährigen und für Kinder mit Förderbedarf ein zweites Pflichtkindergartenjahr eingeführt werden. Zur Vorbereitung haben die Minister Sophie Karmasin (Familie) und Sebastian Kurz (Integration, beide ÖVP) eine Arbeitsgruppe eingerichtet. Entgegen der Ankündigung der Regierung soll das zweite Pflichtjahr jedoch nicht per se gratis sein.

Dies wurde auf einer Pressekonferenz der beiden Minister am Mittwoch klar. Laut Kurz handelt es sich um eine "nicht allzu große Zahl" an Kindern, die vom zweiten Pflichtkindergartenjahr betroffen sein werden. Laut Statistik Austria haben 2012/13 bereits 94,3 Prozent der Vierjährigen eine solche Einrichtung besucht. Gerade jene, die den Kindergartenbesuch zur Sprachförderung am dringendsten bräuchten, werden laut dem Minister allerdings offenbar nicht erreicht.

Gratis-Angebot "nicht unbedingt notwendig"
Mit Hinweis auf zwei Modellregionen (St.Pölten/Land/NÖ bzw. Oberpinzgau/Salzburg) betonte Kurz, dass ein Gratis-Angebot für Vierjährige mit Förderbedarf nicht unbedingt notwendig sei. Es habe sich gezeigt, dass oft der Hinweis alleine, dass das Kind Förderung brauche, ausreiche, damit die Eltern es anmelden. Dazu komme, dass es Probleme vor allem in den Städten gebe, wo der Kindergarten meist ohnehin kostenlos sei. Sollte es Fälle geben, in denen sich Eltern ein Angebot nicht leisten können, "wird man finanzielle Möglichkeiten finden müssen", so Kurz. Im Familienministerium betonte man auf APA-Nachfrage, dass es jedenfalls Ziel sei, dass der Pflichtbesuch gratis ist. Allerdings sei dies von den Gesprächen mit Ländern und Gemeinden und den finanziellen Möglichkeiten abhängig.

Zusätzlich zur flächendeckenden Sprachstandsfeststellung, die schon jetzt in je nach Bundesland unterschiedlicher Intensität durchgeführt wird, wollen die beiden Ministerien mit Experten an Maßnahmen zur weiteren Sprachförderung arbeiten, kündigte Kurz an. Bund und Länder haben für diesen Bereich für die Jahre 2012 bis 2014 30 Mio. Euro investiert, zumindest diese Summe soll nach seinem Wunsch auch für die kommenden Jahre sichergestellt werden. Dafür ist eine neue 15a-Vereinbarung mit den Ländern nötig, die Verhandlungen sollen nun starten. Kurz äußerte den Wunsch, bei der Verwendung der im Regierungsprogramm für den Ausbau der Kinderbetreuung vorgesehenen 350 Mio. Euro zur Qualitätsverbesserung in Kindergärten einen Schwerpunkt auf sprachliche Entwicklung zu setzen.

Pflichtkindergartenjahr ist "voller Erfolg"
Das verpflichtende letzte Kindergartenjahr ist aus Sicht von Karmasin jedenfalls ein Erfolg: Die Betreuungsquote bei den Fünfjährigen sei von 96 auf 97,5 Prozent gestiegen, jene bei Kindern mit Migrationshintergrund von 22 auf 26,6 Prozent. Dazu komme dort, wo das Angebot nicht ohnehin schon kostenlos sei, für Familien eine Ersparnis von rund 140 Euro pro Monat. Die PISA-Studien der vergangenen Jahre hätten zudem gezeigt, dass diejenigen, die davor einen Kindergarten besucht haben, bei den Tests deutlich besser abgeschnitten haben. Über diese Erkenntnisse hinaus ist allerdings keine inhaltliche Evaluierung des Pflichtkindergartenjahrs für Fünfjährige geplant, sagte sie auf Nachfrage. Der Rechnungshof (RH) hatte in einem Bericht kritisiert, dass trotz eines dafür reservierten Budgets von zwölf Mio. Euro keine qualitative Evaluierung stattgefunden habe.
 

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