In Flipflops vor Gericht

Maurer-Prozess: Bierwirt verhöhnt das Gericht

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Am Montag erschien der Bierlokal-Betreiber leicht bekleidet in Flipflops und weißer kurzer Trainingshose.

Wien. Im Wiener Landesgericht ist am Montag der Prozess gegen die ehemalige Grün-Abgeordnete Sigrid Maurer wiederholt worden, der ein Wiener Bierlokal-Betreiber üble Nachrede und Kreditschädigung vorwirft. Zu Beginn der Verhandlung dehnte dessen Anwalt Adrian E. Hollaender die Anklage in Richtung Beleidigung aus. Begründung: Maurer habe seinen Mandanten wiederholt "Arschloch" genannt.

Hintergrund des Prozesses: Maurer veröffentlichte am 30. Mai 2018 via Twitter eine private Facebook-Nachricht, die sie tags zuvor vom Account des Bierwirts bekommen hatte. Sie habe diese Nachricht "nicht so stehen lassen" wollen, rechtfertigte sich Maurer dazu nun vor Richter Hartwig Handsur. Der Inhalt war grob obszön, außerdem sei sie wenige Stunden vor Erhalt der Nachricht an dem Lokal vorbeigegangen und von dem draußen stehenden Betreiber und zwei anderen Männern "blöd angeredet" worden. Ähnliches sei in der Vergangenheit öfters passiert, sie habe am Weg zur Arbeit täglich das Lokal passiert. "Es ist dort so, dass man angestarrt wird als Frau, angepöbelt wird", berichtete Maurer. Weil sie keine rechtliche Möglichkeit sah, gegen die obszönen Anzüglichkeiten vorzugehen, habe sie diese publik gemacht.
 

So verhöhnte der Bierwirt das Gericht

Am Montag erschien der Bierlokal-Betreiber leicht bekleidet in Flipflops und weißer kurzer Trainingshose. Seit dem Vorfall gehe es mit seinem Geschäft bergab, klagte er. Dann wollte er von Maurer wissen, wer sie vor dem Lokal angepöbelt hat. Er sei es nämlich nicht gewesen. Maurers Anwältin in Richtung Hollaender: "Bremsen Sie Ihren Mandanten ein." Dann will Windhager wissen, was eigentlich aus dem älteren Herrn mit schütteren Haar geworden sei, der auch immer wieder als möglicher Verfasser der Nachricht gehandelt wurde. L dazu: "Der wurde nie wieder gesehen."
 

Strafprozess gegen Ex-Abgeordnete Maurer vertagt

Der Prozess gegen die grüne Ex-Abgeordnete Sigrid Maurer ist auf unbestimmte Zeit vertagt worden. Einige Zeugen waren nicht erschienen, sie sollen erst am vergangenen Freitag ihre Ladung erhalten haben. Wie der Richter durchblicken ließ, dürfte das Verfahren im Oktober fortgesetzt werden.
 
Zwei Zeugen wurden vernommen, darunter ein Mann, von dem der Bierwirt behauptet hatte, er sei an jenem Tag im Lokal gewesen, an dem Maurer zunächst im Vorbeigehen und später via Facebook beleidigt wurde. Der Mann - eine Zeit lang Stammkunde - stellte das in Abrede, indem er auf eine ganztägige Fortbildung in seiner Firma verwies und ein entsprechendes Zeugnis vorlegte.
 
Eine Bekannte des Gastronomen, die offenbar über gewisse IT-Kenntnisse verfügt, sagte aus, es sei in der Vergangenheit "von außen" auf das private Facebook-Profil des Lokal-Betreibers zugegriffen worden. Sie habe dessen Account am 31. Dezember 2018 überprüft und dabei festgestellt, "dass zehn oder elf andere Computer in seinem Account angemeldet waren". Die entsprechenden IP-Adressen habe sie notiert. Die Nachfrage des Richters, ob ihr darüber hinausgehende Aktivitäten aufgefallen seien, verneinte die Frau.
 
Der Anwalt des Wirts, Adrian E. Hollaender, beantragte zum Abschluss die zeugenschaftliche Befragung eines Richters des Landesgerichts für Strafsachen und einer Gerichtsbediensteten, die offenbar regelmäßig Gäste in dem Bierlokal waren. Sie könnten bestätigen, dass auch "Laufkundschaft" Zugriff auf den Computer im Geschäft hatte, meinte Hollaender. Der Anwalt behauptete weiters, die beiden hätten den Computer "selbst benutzt". Die Entscheidung, ob die zwei angehört werden, behielt sich Richter Hartwig Handsur vor.
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