Präsidenten-Wahlkampf

So will Irmgard Griss die Hofburg erobern

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Mit Irmgard Griss steht die erste Kandidatin für die Präsidentschaftswahl nächstes Jahr.

Die frühere Höchstrichterin hat als Erste das Hofburg-Mikado beendet: Am Donnerstag ließ Griss über Facebook wissen: „Ich kandidiere für das Amt der Bundespräsidentin.“ Am Freitag dann die große Antrittspressekonferenz in einer hippen Location in Wien-Neubau. „Ich bin überzeugt, dass ich etwas bewegen kann“, erklärte Griss dort. Und nennt auch gleich ihr Rezept für den Wahlkampf: Sie will „als Unabhängige punkten“: „Ich glaube, dass es das Bedürfnis nach jemand Unabhängigem gibt, der auf taktische Spielchen verzichtet.“

Griss will "Fairness-Pakt" und nennt ihre Geldgeber
Zweiter Coup: Griss schlägt ihren politischen Mitbewerbern – noch ist nicht klar, wen die Parteien ins Rennen um die Hofburg schicken – einen „Fairness- und Transparenz-Pakt“ vor. Sie will damit das Wahlkampfbudget auf eine Mio. Euro begrenzen und ein Schiedsgericht für die Kandidaten einsetzen.

Sie selbst hat bislang über 100.000 Euro gesammelt. Der größte Teil kommt von einer Grazer Richterin.

Griss-Kritik an ÖVP: "Der Zeitpunkt ist auffällig"
Mit „Spielchen“ dürfte die angesehene Juristin wohl auf den ersten Gegenwind angespielt haben, der ihr am Tag der Bekanntmachung vom politischen Mitbewerber entgegenwehte. So teilte das ÖVP-geführte Finanzministerium mit, Griss habe sämtliche Unterlagen ihrer Hypo-Kommission, die sie 2014 geleitet hat, einfach vernichtet. Just ein paar Stunden bevor Ex-VP-Finanzminister Josef Pröll vom Hypo-U-Ausschuss befragt wurde und einen Tag vor Griss’ Auftritt. Ob politisches Kalkül dahintersteckt? „Der Zeitpunkt ist auffällig“, so Griss in ÖSTERREICH.

Irmgard Griss: "Ich lege alle Geldgeber offen"

ÖSTERREICH: Sie haben für den Wahlkampf einen „Fairness-Pakt“ vorgeschlagen. Der kommt Ihnen natürlich zugute...
Irmgard Griss: Klar kann man sagen, wir machen aus der Not eine Tugend. Wir können nie in dem Ausmaß werben wie die Parteien. Aber unabhängig davon ist es wichtig und notwendig.

ÖSTERREICH: Wie sieht es mit Spenden für den Wahlkampf aus? Und werden Sie die Geldgeber bekannt geben?
Griss: Wir gehen da völlig transparent vor – auch bei Kleinspenden. Wenn jemand nicht will, dass das offen gelegt wird, nehmen wir das Geld nicht. Mehr als 100.000 Euro haben wir bereits auf dem Konto und ich habe schon viele Zusagen.

ÖSTERREICH: Ihre Bekanntmachung ist vom Wirbel um Ihre Hypo-Kommission überschattet. Warum haben Sie die Unterlagen vernichtet?
Griss: Es war von Anfang an völlig klar, dass wir das tun. Wozu hätten wir sie aufheben sollen? Es steht ja alles im Bericht.

ÖSTERREICH: Steckt eine Schmutzkübel-Kampagne der ÖVP dahinter?
Griss: Der Zeitpunkt ist auffällig. Ich habe dem Finanzministerium bereits am 18. März mitgeteilt, dass ich die Unterlagen vernichtet habe. Dass das jetzt hoch kommt, ist schon erstaunlich.

Porträt: Das ist Irmgard Griss
Seit sie die Leitung der Hypo-Untersuchungskommission übernommen und dabei der Republik ein katastrophales Zeugnis ausgestellt hat, ist Irmgard Griss jedem ein Begriff. Die Idee, sie solle fürs Präsidentenamt kandidieren, fand sofort viel Zuspruch. Doch wer ist die Hofburg-Aspirantin?

Erst Hauptschule in der Steiermark, dann Harvard
Die heute 69-Jährige kam im steirischen Deutschlandsberg als Tochter einer Bauernfamilie auf die Welt. Nach Hauptschule und Handelsakademie inskribierte Griss an der Uni Graz Jus. Schon während der Studienzeit zog es die Steirerin – die als konservativ gilt – stets ins Ausland. Einem Semester in Paris folgte ein Sommer in London als Au-pair. Nach ihrem Abschluss ergatterte Griss ein Stipendium an der Harvard Law School.

Griss ist zweifache Mutter und bereits Großmutter
Zurück in Österreich absolvierte sie die Anwaltsprüfung. Kurz darauf zog es die Juristin aber auf den Richterstuhl, wo sie sich bis zur Präsidentin des Obersten Gerichtshofs hocharbeitete.

Privat ist Griss mit einem Anwalt verheiratet, hat zwei Söhne, wurde vor Kurzem zum zweiten Mal Großmutter.
Materiell hat sie ausgesorgt. Als Ex-Höchstrichterin bezieht sie 8.500 Euro Pension, ihr Mann sitzt in mehreren Aufsichtsräten und ist äußerst wohlhabend.

Umfrage: "Wer ist als Präsident geeignet?"

Wäre morgen Präsidenten-Wahl, Irmgard Griss käme auf Anhieb in die Stichwahl. Laut der aktuellen ÖSTERREICH-Umfrage (400 Befragte vom 15. bis 17. 12.) würden derzeit 31 % Griss wählen. Ex-Grünen-Chef Alexander Van der Bellen käme knapp dahinter auf 29 % – die beiden würden also in eine Stichwahl kommen.

Auch das ÖSTERREICH-Ranking führt Griss an. Das Gallup-Institut stellte mehrere führende Persönlichkeiten zur Auswahl und wieder liegt Griss vor Van der Bellen: 36 % halten die Ex-Richterin für am besten geeignet, 34 Van der Bellen. Platz 3 belegt einer, der noch gar nicht im Gespräch war: Auf Anhieb kommt Alt-Kanzler Franz Vranitzky auf 26 % und damit vor Erwin Pröll (24).

So will Irmgard Griss die Hofburg erobern
© oe24


(fis)
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