Rauchen

Ab heute gilt Rauchverbot

Ab heute droht jedem Raucher 1.000 € Strafe

Teilen

Rauchverbot: 27 Jahre politischer Streit gehen heute – in der Halloween-Nacht – zu Ende.

Wien. Historischer Moment: Ab Mitternacht gilt in allen Lokalen in Österreich ein absolutes Rauchverbot. Es gibt überhaupt keine Ausnahmen mehr: Weder in Shisha-Bars noch in Diskotheken.

Im Mai 2018 hätte das rigorose Verbot eigentlich starten sollen, die ÖVP-FPÖ-Regierung blies es ab. Jetzt, 549 Tage später, geht es erst wirklich los.

 

Video zum Thema: Alexander Hengl zu den Kontrollen vom Rauchverbot

 

Rauchen gilt ab morgen als
›Verwaltungsübertretung‹

Strafen. Jetzt wird offiziell bestätigt: Auch Raucher – also nicht nur die Lokalbesitzer – werden bestraft, das Tschicken wird zu einer „Verwaltungsübertretung“.

Beim ersten Erwischen drohen bis zu 100 Euro Strafe, im Wiederholungsfall bis zu 1.000 Euro – das belegen Informationen aus dem Sozialministerium.

10.000 Euro. Dem Besitzer des Gastronomiebetriebs droht noch viel mehr. Er muss die Einhaltung des Verbots „überwachen und durchsetzen“. Ansonsten bekommt er – beim ersten Mal – eine Strafe von bis zu 2.000 Euro aufgebrummt. Bei mehrmaligen Vergehen kann die Summe auf 10.000 Euro steigen (Gem. § 14 Abs. 4 bzw. 5 des Tabakgesetzes).

14 Kontrolleure. Eine Aktion scharf gegen das Tschicken in den Lokalen wird nur in Wien geplant. Das Marktamt wird nach Mitternacht mit aktiven Kontrollen starten. Von den insgesamt 80 Kontrolleuren werden sich bis zu 14 nur auf Rauchvergehen konzentrieren.

Das Ziel ist hoch gesteckt: Bis zum Jahresende soll bereits in der Hälfte aller Wiener Lokale ein Raucher-Check stattgefunden haben. Das sind etwa 5.000 Kontrollen, hochgerechnet mehr als 80 Besuche pro Tag.

Weniger aktiv legen es die anderen Bundesländer an. Die meisten rücken erst nach Einlangen von Anzeigen oder Beschwerden in die Lokale aus. In Tirol belässt es die Behörde anfangs bei einer Verwarnung, erst später sollen auch Geldstrafen eingehoben werden.

Zuständig für die Kontrollen sind die Behörden, die sonst die Lebensmittelsicherheit, den Verbraucherschutz und die Arbeitsumstände überprüfen. Auf Verstöße gegen das Verbot wird dann parallel geachtet.

Experte erwartet -15% bei Herzinfarkten

Positive Nachrichten: Ein funktionierendes Rauchverbot in der Gas­tronomie sollte von ­Beginn an spürbar sein. Schon in der ersten Woche soll es zu 623 weniger Spitalsaufenthalten kommen. Zu diesem Ergebnis kommt Florian Stigler, Sozialmediziner in Graz.

Der Experte analysierte die Auswirkungen eines Rauchverbots in anderen Ländern und legt diese Werte auf Österreich um. Die Zahl gefährlicher Erkrankungen sollte demnach schon bald rasant sinken: Herzinfarkte um 15 Prozent, Schlaganfälle um 16 Prozent und Lungenentzündungen um 24 Prozent.

Nächster Wirt macht 
wegen Rauchverbot dicht

Ein Gasthof in der Wachau sperrt jetzt zu: Ohne Raucher verdiene man zu wenig. Für Gastronom Michael Pichler ist es unverständlich: „Der Bundespräsident hat auch ein Raucherkammerl, aber ich darf das in meinem Lokal nicht erlauben.“

Fast alle rauchen. Pichler sperrt ab 1. November sein Gasthaus Zur Weißen Rose in der Wachau für immer zu, will nur mehr für private Veranstaltungen die Küche und die Bar in Betrieb nehmen. „Es zahlt sich einfach nicht mehr aus. 90 % meiner Gäste sind Raucher.“ Nachsatz: „Nichtraucher konsumieren viel weniger.“ Nicht einen einzigen Versuch will er als Nichtraucherlokal starten.

Zur Weißen Rose
© Zur Weißen Rose

Hype um Raucherpartys

Das neue Gesetz als Spektakel mit Festen und internationaler Berichterstattung. Viele Lokale begrüßen das Rauchverbot auf ihre Art. Im Kultlokal Rüdigerhof beim Naschmarkt in Wien steigt das größte Fest: Live-Konzerte, Zigaretten gratis, so lange der Vorrat reicht. Der Sender FM4 sendet live von hier.

Im beliebten Bermudadreieck in der Innenstadt haben sich die Lokale zusammengeschlossen und begrüßen das Verbot – wie zu Silvester – mit einem Countdown.

Schon gestern stieg das allerletzte Fest im Raymond’s in Wien. Die BBC und Radio France wollten berichten. Der Wirt gibt wegen des neuen Gesetzes auf.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.