Die Aut Idem-Regel bringt die Ärzte um ein Zubrot. Derzeit verrechnen sie den Kassen die Pillen zur Gänze - trotz Nachlässen der Pharmafirmen.
Der Widerstand der Ärzte gegen die in der Gesundheitsreform geplante "Aut idem"-Regelung, wonach Mediziner nur mehr Wirkstoffe verschreiben und der Apotheker das günstigste Präparat wählt, könnte einen einfachen Hintergrund haben. Denn Ärzten mit Hausapotheke droht der Verlust der Millionen-Rabatte, die ihnen die Pharmaindustrie gewährt.
Zubrot für Ärzte
Zwischen zehn und 25 Prozent Rabatt
gewähren Pharmafirmen laut "Standard" vom Freitag den rund
1.000 Ärzten mit Hausapotheke. Was unspektakulär klingt, kostet die
Krankenkassen dutzende Millionen Euro im Jahr. Denn die Ärzte verrechnen den
Kassen den vollen Preis, die Rabatte bleiben also in der eigenen Kassa.
Werbung für Pillen
Offenbar gibt es eine 29-seitige
Dokumentation aus der Pharmawirtschaft, in der hunderte Medikamente und die
dazugehörigen Rabattsätze aufgelistet sind. Demnach werden Mengenrabatte
sogar schon ab einem Stück gewährt. Es handelt sich also um Anreize an die
Ärzte, ein bestimmtes Präparat zu verschreiben.
Mindestens 30 Mio. Verlust
Jährlich werden Medikamente im Wert
von rund 300 Millionen Euro über die Hausapotheken, in der Regel von
Landärzten, verkauft. Die Nachlässe von zehn bis 25 Prozent machen also
deutlich mehr als 30 Millionen aus. Im Schnitt ergibt sich dadurch pro Kopf
ein Wert von weit über 30.000 Euro. Zusätzlich bleibt den Ärzten die
Handelsspanne von zehn Prozent der Preise. Experten gehen davon aus, dass
diese Einnahmequelle ein Grund dafür ist, dass die Ärzte das "Aut
idem" so energisch ablehnen.
Hauptverband für Rabattverbot
Der Hauptverband der
Sozialversicherungsträger fordert ein generelles Verbot von Mengenrabatten
auf Medikamente für Hausärzte. Naturalrabatte, also Gratismedikamente,
wurden auf Druck der Sozialversicherung 2005 verboten. Das gilt für
Medikamente, die von den Krankenkassen nicht bezahlt werden. Nun hofft man
auch auf ein Verbot von Geldrabatten.