Die Arbeiterkammer macht sich einmal mehr für einen Umbau des Steuersystems stark. Der Grund: 1% der Österreicher besitzt 35% des Vermögens.
In die anhaltende Debatte um die Besteuerung von Vermögen oder Vermögenszuwächsen steigt auch wieder die Arbeiterkammer ein. Vermögen sei in Österreich sehr ungleich verteilt, erklären die Arbeitnehmervertreter und plädieren für einen systematischen Umbau.
1% besitzt 35% des Vermögens
Das reichste eine Prozent der
Bevölkerung besitzt ein gutes Drittel des gesamten Vermögens, die
wohlhabendsten zwei bis zehn Prozent weitere 35 Prozent. Insgesamt befinden
sich also 70 Prozent des Vermögens im Besitz der reichsten zehn Prozent der
Bevölkerung, so die AK. Die ungleiche Vermögensverteilung werde durch die
sehr niedrige Besteuerung von Vermögen noch laufend verstärkt.
Ö schont Wohlhabende
Eine Gewerkschafts-Studie zeigt, dass
Österreich im europäischen Vergleich bei vermögensbezogenen Steuern mit nur
0,57 Prozent des Bruttoinlandsproduktes am Ende der Skala liegt. Frankreich
etwa liegt bei knapp 3,5 Prozent, die Schweiz kann einen Anteil von über 2,4
Prozent am BIP vorweisen. "Aber nicht nur die Höhe der Vermögenssteuern
unterscheidet die EU-Länder von Österreich, auch die langfristige Tendenz
zeigt ein steigendes Aufkommen vermögensbezogener Besteuerung," so
Studienautor Karl Goldberg von der Gewerkschaft vida.
Kapital versus Arbeit
Gemäß dem bislang unumstrittenen
Leistungsfähigkeitsprinzip müsste folglich eine Vermögensbesteuerung als
Instrument der Umverteilung eingesetzt werden. Für Gabriele Michalitsch vom
Institut für Politikwissenschaft der Universität Wien gibt es keine
wissenschaftliche Begründung, warum Vermögen nicht oder nur gering besteuert
werden sollte. Ähnlich fordert der Steuerberater Gottfried Schellmann eine
Verteilungsänderung angesichts der ungleichen steuerlichen Belastung von
Kapital und Arbeit. Der Faktor Arbeit sei vergleichsweise zu hoch besteuert,
eine Reduzierung lohnabhängiger Abgaben hin zu einem Ausbau
vermögensbezogener Abgaben sei notwendig und bedürfe eines
steuersystematischen Umbaus.
Budgetloch stopfen - Geld umverteilen
Durch vermögensbezogene
Steuern lassen sich - so argumentiert die AK - nicht nur zusätzliche
Einnahmen zur Budgetkonsolidierung, sondern gleichermaßen erwünschte
Umverteilungseffekte erzielen. In Österreich sollte zumindest ein Aufkommen
des Durchschnitts der EU-Mitgliedsländer erreicht werden.
Vermögenszuwächse + Finanztransaktionen
An
Möglichkeiten vermögensbezogener Steuern mangelt es nicht: Mit der
Besteuerung von Vermögenszuwächsen werden Veräußerungsgewinne von
Wertpapieren erfasst. Derzeit sind in Österreich die von Privatpersonen
erzielten Veräußerungsgewinne von Wertpapieren nach einer einjährigen
Behaltefrist gänzlich steuerfrei. Das entspricht nicht dem internationalen
Standard. Auch die Einführung einer Finanztransaktionssteuer ist keine
Seltenheit - sie wird bereits in zwölf EU-Mitgliedsländern eingehoben, aber
etwa auch in der Schweiz.
Die AK fordert darüber hinaus die "Abschaffung von Steuerprivilegien in der Privatstiftung", aber auch eine reformierte Erbschafts- und Schenkungssteuer. Nicht die Steuer an sich wurde vom Verfassungsgerichtshof aufgehoben, sondern die Probleme im Zusammenhang mit der Bewertung unterschiedlicher Vermögensarten führten dazu.