ÖSTERREICH-Interview

Anschober warnt vor zweiter Corona-Welle

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Der Gesunheitsminister mahnt vor Lockerungen: ''Wir dürfen nur sehr vorsichtig öffnen''

ÖSTERREICH: Wie ­sehen die nächsten ­Lockerungen aus?

Rudi Anschober: Wir wissen noch nicht, wie sich die Öffnung der Baumärkte auf die Infektionszahlen auswirkt, aber ja, vor dieser Information sieht es gut aus. Der Reproduktionsfaktor – also die Zahl, wie viele Personen ein Infizierter ansteckt – lag zunächst bei 3, jetzt sind wir bei 0,61. Das heißt, dass die Ansteckungsintensität sinkt. Jetzt ist aber Etappe 2 dran: Der Versuch, das Virus unter Kontrolle zu behalten, während wir schrittweise öffnen.

ÖSTERREICH: Entweder Sie verordnen neue, nicht ganz so strenge Regeln. Oder Sie heben die Sperren überhaupt auf. Wohin tendieren Sie?

Anschober: Sorry, aber wir sitzen erst am Montag bei der Evaluierung der Zahlen. Wir haben zwar den besten Trend in ganz Europa. Ich appelliere aber, jetzt nicht lockerzulassen. Das Schlimmste wäre eine 2. Erkrankungswelle.

ÖSTERREICH: Dürfen die ­Bäder öffnen?

Anschober: Auch das hängt von der Entwicklung der Pandemie ab.

ÖSTERREICH: Macht die Wirtschaft nicht schon – zu Recht – Druck für eine Öffnung?

Anschober: Wir sind uns da in der Bundesregierung einig: Die allererste Priorität ist die Gesundheit. Das Schlechteste, was auch der Wirtschaft passieren kann, wären eine zweite Welle und ein nochmaliger Shutdown. Deshalb möchte ich sehr vorsichtig vorgehen.

ÖSTERREICH: Die Krise ist aber erst wirklich vorbei, wenn ein Impfstoff da ist…

Anschober: Ich hoffe auf wirksame Medikamente in wenigen Monaten. Und ich habe einen Traum: die Impfung mit Beginn 2021. Aber da bin ich wahrscheinlich sehr optimistisch.

ÖSTERREICH: Vorarlbergs ÖVP-Landeschef Markus Wallner sagt, das Koalitionsprogramm gehört überarbeitet. Drohen da Neuwahlen?

Anschober: Auf Bundesebene funktioniert die Zusammenarbeit einfach sehr gut. Und zwar auf Basis eines gemeinsamen Regierungsabkommens, zu dem beide Seiten auch stehen.

ÖSTERREICH: Neuwahlen sind also kein Thema.

Anschober: Ich sehe überhaupt keinen Grund dafür. Wir haben jetzt eine Auf­gabe, die heißt: Österreich durch die Krise zu bringen.(gü)

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