Nach Rücktritt von SPÖ-Landesrat

Bankenpleite: Doskozil droht U-Ausschuss

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Nach Rücktritt seines Wirtschaftslandesrats nimmt vor allem die ÖVP Doskozil ins Visier.

Eisenstadt. Gerade einmal ein halbes Jahr ist es her, seit Hans Peter Doskozil seinen Wahlsieg und die „Absolute“ einfuhr – doch seit der Pleite der Commerzialbank Mattersburg (CBM) gehen die Wogen hoch im Burgenland. Denn: Der ÖVP fiel es leicht, dem aus Mattersburg stammenden SPÖ-Wirtschaftslandesrat und Doskozil-Vertrauten Christian Illedits enge Verbindungen zu Banken-Chef und Obmann des Bundesliga-Vereins SV Mattersburg Martin Pucher nachzuweisen. Am Samstag trat Illedits zurück – der SV Mattersburg hatte ihm einen 5.300 Euro teuren Goldbarren zum 60er verehrt. Zuvor hatte Doskozil in ÖSTERREICH klargestellt: Wer zu eng mit Pucher verbandelt sei, müsse gehen.

Ein Befreiungsschlag?

Doskozil hat rasch reagiert, vor allem die ÖVP schießt aber weiter aus allen Rohren, der Landeshauptmann müsse jetzt alle Prüfberichte des Landes auf den Tisch legen, die den CBM-Eigentümer, eine Bankengenossenschaft, betreffen, so ÖVP-Chef Christian Sagartz. Zuständig dafür: Illedits – der ja mit Pucher so gut bekannt war. Wahrscheinlich wird beim Sonderlandtag am 10. August sogar ein U-Ausschuss eingesetzt, der „SPÖ-Netzwerke“ aufdecken soll. So könne man, denkt man wohl in der ÖVP, Doskozil so beschädigen, dass der an ein Antreten gegen Sebastian Kurz bei der nächsten Nationalratswahl nicht mehr denken könne.

Doskozil lässt hingegen ausrichten, er sei „mehr als gelassen“. Illedits sei erst seit heuer für die Prüfung der Bankengenossenschaft zuständig, von 2015 bis 2020 sei das Wirtschaftsressort bei der FPÖ gelegen – und davor 15 Jahre lang bei der ÖVP. Und: Pucher habe nur zu Illedits nähere Kontakte gehabt – nicht aber zu Doskozil selbst.

Die ÖVP sieht die Verantwortung hingegen weiter nur bei den Roten. Polit-Schlachten in der pannonischen Tiefebene sind für die nächsten Woche wohl garantiert …

Burgenlands ÖVP-Chef Sagartz: "U-Ausschuss, wenn er nicht alles auf den Tisch legt."

ÖSTERREICH: Eigentlich müssten Sie zufrieden sein – Landesrat Illedits trat zurück.

Christian Sagartz: Angesichts so einer Bankenpleite, wo Menschen auf einmal ihre Bankomatkarten nicht verwenden konnten, kann man nicht zufrieden sein. Es ist zwar gut, dass Illedits Platz gemacht hat, aber er ist nur die Spitze des Eisbergs, es gibt ja Naheverhältnisse der SPÖ zu Bankenchef Pucher.

ÖSTERREICH: Was soll bei dem Sonderlandtag ­geschehen, den Sie beantragt haben?

Sagartz: Doskozil muss jetzt für Aufklärung des Bankenskandals sorgen, ­alle Prüfberichte müssen her, dann wird man ja sehen, ob alles in Ordnung war.

ÖSTERREICH: Werden Sie einen U-Ausschuss beantragen?

Sagartz: Das ist natürlich eine Option, sollte Doskozil nicht alles auf den Tisch legen.

(gü)

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