Das sagt ÖSTERREICH

Die politische Wahl im und um den ORF

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Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Politik-Insiderin Isabelle Daniel.

Spannend. Er sei „kein Kandidat einer Partei“, sagt Roland Weißmann. Der ORF-Vize-Finanzchef hat gestern – wie von ÖSTERREICH angekündigt – seine Kandidatur für die ORF-Chefwahl bekannt gegeben. Damit hat er die Chancen des amtierenden Generals, Alexander Wrabetz, schlagartig minimiert. Auch Wrabetz ­würde sagen, dass er „kein Kandidat einer Partei“ sei. Die Wahrheit ist, dass Weißmann das Vertrauen der Türkisen genießt, Wrabetz wiederum einst mit der Unterstützung der Roten ins Amt gehievt wurde. Und, weil Weißmann nun einmal der Favorit der ÖVP ist, hat er auch die besten Chancen, am 10. August zum ORF-Boss gewählt zu werden.

Polit-Kontrolle im ORF wird nicht funktionieren

Sorge. Die einen werden jetzt „Orbán“ schreien, die anderen etwas von „unabhängiger Entscheidung“. Beides ist Blödsinn. Wrabetz hat gute Arbeit geleistet und den ORF durch viele Wirtschaftskrisen gesteuert. Im Vergleich zu „Mück-TV“ – der einstige ORF-Chefredakteur exekutierte in den 2000er-Jahren eiskalt die ÖVP-Wünsche – gab der ORF-Chef den ORF-Journalisten viel Freiheit. Wäre es keine politische Entscheidung, würde Wrabetz wohl bleiben. Es ist aber auch legitim, jetzt einmal Weißmann die Chance zu geben. Weder ÖVP noch SPÖ – beide regierten als Kanzlerpartei stets ungeniert in den ORF hinein – werden so agieren können wie einst. Weißmann kommt aus dem ORF und ist kein zweiter Mück. Sollte er ORF-Chef werden, muss er beweisen, dass er dreisten Interventionen wirklich nicht nachgibt.

  

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