Ex-Ministerin Plassnik meint, die ÖVP nähme sich nicht ernst.
Dass ihre Partei keinen Kandidaten für die Hofburg-Wahl aufgestellt hat, hält Ursula Plassnik nicht davon ab, trotzdem einen ÖVP-Politiker zu wählen.
Staatstragend.
Als ÖVP-Anhänger hat man es dieser Tage nicht
leicht. Hin- und hergerissen zwischen staatspolitischer Verantwortung, die
ein Ankreuzen von Barbara Rosenkranz bei der Präsidentenwahl verbietet, und
einem tief sitzenden Widerwillen gegen den „roten“ Heinz Fischer, werden
viele zu Hause bleiben. Das Unwohlsein gegenüber Fischer teilt
Ex-Außenministerin Ursula Plassnik. Ihr Wahlrecht will sie aber, wie sie
ÖSTERREICH mitteilt, trotzdem ausüben: „Wahlen sind ein Kernelement der
Demokratie. Als Außenministerin habe ich mich weltweit für das Recht auf
freie Wahlen eingesetzt. Nicht zur Wahl zu gehen ist für mich kein gangbarer
Weg.“
Frontal gegen Pröll.
Und sie attackiert die ÖVP-Führung
rund um Josef Pröll scharf, weil kein eigener Kandidat aufgestellt wurde:
„Wenn Parlaments- und Regierungsparteien für eine Volkswahl keine eigenen
Kandidaten aufstellen, ist das für mich ein Zeichen, dass sie wichtige
Gestaltungsmöglichkeiten und damit letztlich sich selbst nicht ernst nehmen.“
Wählt sie Schüssel?
Plassniks kreativer
Ausweg: Sie will ungültig, aber nicht weiß wählen. „Ich werde bei der
Bundespräsidentenwahl meine Stimme derjenigen politischen Persönlichkeit der
ÖVP geben, die ich für die am besten geeignete halte. Das ist meine
persönliche Form des Protests.“ Wem sie ihre Stimme gibt, will Plassnik
nicht verraten. Aber so viel ist klar: ÖVP-Insider mutmaßen, dass Plassnik
für Ex-Parteichef Wolfgang Schüssel votieren wird. Unter ihm wäre seine
Vertraute wohl nicht in eine solche Gewissenskrise geraten. Einem Kandidaten
hätte Schüssel nie allein die Bühne überlassen.