Ein Kommentar von Politik-Chefredakteurin Isabelle Daniel.
Kontrollverlust. Die neuen Quarantäneregeln von Gesundheitsminister Johannes Rauch seien „eine Selbstaufgabe“, sagt Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker. Ein hartes, aber durchaus richtiges Urteil. Es ist freilich nicht nur die Verantwortung von Rauch, dass es so weit gekommen ist. Die neue Quarantäneregelung – nach fünf Tagen darf man mit Maske wieder raus, auch wenn man infektiös ist – folgt logischerweise nicht wissenschaftlichen Regeln, sondern dem Chaos: Weil man zu früh gelockert hatte, sind zu viele Menschen gleichzeitig infiziert und in Quarantäne.
In Spitälern, in Pflegeheimen, in sämtlichen Büros und der kritischen Infrastruktur fehlen jetzt zu viele Arbeitnehmer gleichzeitig. Das ist bitter und war – sorry – vorauszusehen.
Ein Fehler jagt den nächsten
Risiko. Nur: Einen Fehler durch den nächsten Fehler wettmachen zu wollen, ist minderschlau. Komplexitätsforscher Peter Klimek warnt ebenso wie Wiener Spitäler vor dieser neuen Corona-Regelung. Wer glaubt denn ernsthaft, dass Infizierte, die weiter infektiös sind, permanent Maske tragen werden? Sie müssen etwas trinken und essen. Was macht die Regierung, wenn infektiöse Pfleger oder Ärzte Pflegebedürftige anstecken und diese dann einen schweren Krankheitsverlauf haben? Nicht alles, was populär ist, ist auch klug. Zumindest das hätte man nach über zwei Jahren Pandemie lernen können.