'Grob fahrlässig'

Anschlag: Warum wurde jüdischer Friedhof nicht bewacht?

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In der Nacht auf Allerheiligen ist auf den jüdischen Teil des Wiener Zentralfriedhofs ein Brandanschlag verübt worden. Im Netz werden erste Stimmen laut, die Fragen, warum der Friedhof nicht bewacht wurde. 

Wie der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) via X (vormals Twitter) berichtete, ist die Zeremonienhalle beim IV. Tor des Friedhofs ausgebrannt. An den Außenmauern wurden Hakenkreuze gesprayt. Verletzt wurde niemand. Der Verfassungsschutz ermittelt, wie die Polizei mitteilt. 

Warum wurde der Friedhof nicht bewacht? 

Während man sich in der Politik schockiert über den Brand zeigt, fragen sich viele, warum der Friedhof offenbar nicht bewacht wurde. "Das Denkmal der roten Armee wurde zu Beginn der Ukraine Invasion bewacht, geschichtsträchtige jüdische Einrichtungen jedoch nicht...", schreibt etwa Nikolaus Kern, der Sohn des ehemaligen Kanzlers Christian Kern, via X. "Wo zur Hölle ist da die Logik? Was machen die Leute im Innenministerium eigentlich beruflich?" 

Christian Rainer via X
© X (Twitter)

Nikolaus Kern via X
© X (Twitter)

Auch Ex-Profil-Chefredakteur Christian Rainer übt scharfe Kritik via X: "Offensichtlich so wenig bewacht wie die Synagoge in der Seitenstettengasse. "Grobe Fahrlässigkeit" des Innenministeriums und davon abgeleitet der Polizei wäre eine Verniedlichung des Sachverhalts. 'Dolus eventualis' trifft's besser."

Das sagt die Polizei

Die Terrorwarnstufe in Österreich war nach dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel nach oben gesetzt und der Schutz jüdischer Einrichtungen eigentlich verstärkt worden. Erst vor rund zehn Tagen war die Bewachung des Stadttempels in der Innenstadt auf 24 Stunden ausgeweitet worden, nachdem die Israelische Flagge von der Synagoge gerissen worden war. Nach dem Brand auf dem jüdischen Teil des Zentralfriedhofs, hieß es seitens der Polizei, dass man "in enger Abstimmung mit der Israelitischen Kultusgemeinde" den "Fokus auf den Schutz der in Österreich lebenden Jüdinnen und Juden" lege. "Daher steht der Schutz von Menschen im Mittelpunkt."

Zeremonienhalle brannte schon einmal

Vor fast genau 85 Jahren legten Nazis die Zeremonienhalle in Schutt und Asche. Erst 1967 wurde sie durch den Architekten Robert Kanfer nach dem ursprünglichen Entwurf wieder hergestellt. Bei jüdischen Bestattungen ist es üblich, dass der Verstorbene möglichst rasch (meist gleich am Folgetag) beerdigt wird, was nun durch den Brand in der Zeremonienhalle problematisch werden könnte. 

Zwei Brandherde entdeckt 

Der Brand dürfte laut derzeitigen Erkenntnissen an zwei Stellen ausgebrochen sein, weswegen die Ermittler derzeit von Brandstiftung ausgehen, wie die APA aus gut informierten Kreisen erfahren hat. 

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