In einer neuen Botschaft verlängerten die Entführer ihr Ultimaten abermals - diesmal auf den 6. April.
Die Entführer der beiden österreichischen Sahara-Touristen Wolfgang Ebner und Andrea Kloiber haben ihr Ultimatum um zwei Wochen bis zum 6. April verlängert. Die Terrororganisation "Al-Kaida im Islamischen Maghreb" erklärte nach Angaben des US-Terrorforschungsinstituts SITE am Montag zugleich, dies sei die "letzte Verlängerung". Die Organisation forderte erneut die Freilassung ihrer Gesinnungsgenossen aus Gefängnissen in Algerien und Tunesien. Das Außenministerium wollte das neue Datum zunächst nicht bestätigen.
Keine Bestätigung des Außenamtes
Außenamts-Sprecher
Peter Launsky Tieffenthal sagte lediglich, der Bericht bestätige die Angaben
des Wiener Krisenstabs vom Vortag, wonach nun mehr Zeit für die Bemühungen
zur Freilassung der beiden Salzburger bestehe. Er wolle aber "nicht auf die
Zahl der Tage eingehen", so Launsky zur angeblichen neuen Frist 6. April.
Der Krisenstab im Außenministerium hatte am Sonntagabend wenige Stunden vor
dem Auslaufen des Ultimatums um Mitternacht mitgeteilt, er gehe "davon aus,
dass über den Ablauf des Ultimatums hinaus mehr Zeit für seine umfangreichen
Anstrengungen besteht".
Weitere Fristverlängerung
"Das ist eine weitere Verlängerung
von zwei Wochen, die am Sonntag, dem 6. April 2008 um Mitternacht auslaufen
wird", heißt es laut SITE in der neuen Mitteilung der Entführer. Sie trägt
den Titel "letztes Ultimatum". Nach dem Auslaufen der Frist "tragen
Österreich, Tunesien und Algerien die Verantwortung für das Leben der
Geiseln". Österreich sieht sich außerstande, die Forderung nach
Gefangenenfreilassung zu erfüllen, weswegen über die Zahlung eines
Lösegeldes an die Entführer verhandelt werden dürfte - was von offizieller
Seite dementiert wird.
Seit zwei Monaten in Gewalt der Geiselnehmer
Ebner und Kloiber
waren am 22. Februar entführt worden, als sie im Süden Tunesiens mit einem
österreichischen Geländewagen unterwegs waren. Medienberichten zufolge
wurden sie in den Norden von Mali verschleppt. Die "Al-Kaida im islamischem
Maghreb" bekannte sich am 10. März zur Entführung. Am 13. März stellten die
Entführer der österreichischen Regierung ein erstes Ultimatum, das auf drei
Tage befristet war. Das Ultimatum wurde zunächst um eine Woche verlängert,
und nun offenbar um weitere zwei Wochen.
Spitzendiplomaten verhandeln
Das Außenamt hat den früheren
Spitzendiplomat Anton Prohaska nach Mali geschickt, um die Verhandlungen zur
Freilassung der beiden Salzburger Touristen zu leiten. Nach Angaben des
Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider (B) ist auch der Sohn des libyschen
Revolutionsführers Muammar al-Gaddafi, Saif al-Islam al-Gaddafi, in die
Bemühungen zur Freilassung der beiden Salzburger involviert. Libyen hat in
der Vergangenheit mehrmals erfolgreich bei Geiselnahmen vermittelt.
Aufstand der Tuareg-Rebellen
Überschattet werden die Bemühungen
zur Freilassung der Geiseln durch Kämpfe zwischen Tuareg-Rebellen und
Streitkräften im Norden Malis. In diesem Gebiet werden auch die Österreicher
vermutet. Seit Donnerstag wurden bei den Auseinandersetzungen acht Menschen
getötet und die Rebellen nahmen 33 Soldaten gefangen. Die malische Regierung
verstärkte daraufhin ihre Truppenpräsenz in dem Wüstengebiet. Der malische
Außenminister Moctar Ouane warf am Montag Tuareg-Rebellen aus dem
benachbarten Niger vor, den Aufstand angefacht zu haben.
Haider-Freund Gaddafi vermittelt
Algerische Medien vermuten, dass
zwischen dem Tuareg-Aufstand und einem "überraschenden" Dementi der
libyschen Gaddafi-Stiftung vom Sonntag, nicht in der Geiselkrise zu
vermitteln, ein Zusammenhang bestehen könnte. Libyen werden nämlich enge
Kontakte zu den malischen Tuareg-Rebellen nachgesagt, und Tripolis soll auch
den Tuareg-Aufstand im Nachbarland Niger unterstützt haben, schrieb die
algerische Zeitung "Liberte" am Montag. Noch am Samstag hatte der Präsident
der Gaddafi-Stiftung, Saif al-Islam al-Gaddafi, über seinen Freund Haider
verlauten lassen, dass die Gespräche gut vorangingen und dass "in den
nächsten Stunden eine Entscheidung über das Schicksal der Österreicher
fallen könnte".
Launsky-Tieffenthal betonte, die Auseinandersetzungen im Nordmali hätten "keine unmittelbaren Einfluss" auf die Bemühungen zur Freilassung der Geiseln, würden aber ständig beobachtet. Die "Kronen Zeitung" (Dienstagsausgabe) berichtete indes ohne Angabe von Quellen, es sei "von vielen Seiten zu hören", dass die Verhandlungen um die Freilassung der Geiseln ins Stocken geraten seien.