Erstmals trafen am Mittwoch alle sechs Spitzenkandidaten bei einer Debatte aufeinander.
Startschuss für den EU-Wahlkampf gestern Abend bei Ö1-Klartext: In der Radiodiskussion trafen erstmals alle sechs Spitzenkandidaten für die EU-Wahl am 26. Mai aufeinander. Großes Streitthema neben dem Brexit war dabei die Suspendierung von Orbáns Fidesz-Partei aus der EVP. Da hagelte es Angriffe auf Othmar Karas von allen Seiten – speziell von seinem erklärten „Hauptgegner“ Harald Vilimsky (FPÖ): Es sei ein „Wahnsinn“, wie man in der europäischen Familie miteinander umgehe.
Angriffe
Aus anderem Grund schossen sich Neos-Kandidatin Claudia Gamon, einzige Frau in der Runde, und Grünen-Chef Werner Kogler auf Karas ein. Man erkenne beim Umgang der Konservativen mit der Orbán-Partei, „dass es hier um reine Machtpolitik“ gehe. Der Vorwurf: Ein Ausschluss könnte der Fraktion entscheidende Mandate im EU-Parlament kosten. Kogler ortete Karas als VP-Mann überhaupt „im Lager der Anti-Europäer“. Anders Andreas Schieder (SPÖ), dem droht, im blau-schwarzen Duell aufgerieben zu werden: Er schoss heftig gegen Vilimsky.
Zumindest nicht gänzlich ausschließen wollte Kogler eine gemeinsame Kandidatur mit dem Ex-Grünen Johannes Voggenhuber (Liste Jetzt). Der zeigte sich neuerlich bereit.
Sechs Kandidaten im Schlagabtausch
■ Othmar Karas über Fidesz: „Das ist die letzte Chance, aber wirklich die letzte.“
■ Werner Kogler zu Orbán: „Das ist ein fürchterlich peinlicher, schrecklicher Eiertanz, den die ÖVP in dieser Frage aufführt. Denn Kanzler Kurz hat Orbán am längsten und intensivsten die Stange gehalten.“
■ Harald Vilimsky sieht das anders: „Ich halte es für eine Demütigung, Ungarns Ministerpräsidenten mit einem Fußtritt aus seiner Parteienfamilie hinauszutreten. Würde mich freuen, Seite an Seite mit ihm an Reformprozess mitzuwirken.“
■ Andreas Schieder (SPÖ) zu Einstimmigkeitsprinzip: „Ich plädiere ganz dringend für eine Abschaffung in Fragen der Steuerpolitik, damit sich Europa nicht den Erpressern und Blockierern ausliefert.“
■ Claudia Gamon dazu: „Es mangelt Europa nicht an guten Ideen, aber die werden schnell schubladisiert.“
■ Johannes Voggenhuber über Kooperation mit Grünen: „Bis 12. April ist alles möglich. Seit vielen Monaten biete ich das an, das Echo war leise.“